Aktionsplan 2021-2024
Wir investieren in Forschende und ihre Ideen
Die Schweiz hat eine Spitzenposition in der Forschung und Innovation inne. Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer konsequenten Politik, die grossen Wert auf Bildung, Forschung und Innovation (BFI) legt. International geniesst die Schweiz hohes Ansehen im BFI-Bereich.
Beauftragt vom Bund, fördert der Schweizerische Nationalfonds (SNF) die Forschung aller wissenschaftlichen Disziplinen. In nationalen Wettbewerbsverfahren wählen wir die besten Projekte und die besten Nachwuchsforschenden aus und unterstützen sie finanziell. Das dadurch geschaffene Wissen ist eine wichtige Grundlage für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt.
Auch in der BFI-Periode 2021-2024 sollen Schweizer Forschende von optimalen Bedingungen profitieren. So leisten sie ihren Beitrag zur Bewältigung aktueller Herausforderungen wie Klimawandel oder Pandemien und schaffen bereits heute Grundlagen zur Bewältigung zukünftiger, noch unbekannter Herausforderungen. Wir haben uns mehrere Ziele gesetzt: die Vielfalt der Forschung stärker fördern; Forschung und Innovation näher zusammenbringen; Resultate der Forschung für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besser nutzbar machen.
Für diese Periode hat das Parlament ein Budget von 4,6 Milliarden Franken bewilligt, mit dem wir unser Mehrjahresprogramm durchführen. Der Aktionsplan fasst zusammen, wofür wir die Mittel verwenden und welche neuen Massnahmen wir umsetzen.
Prioritäten 2021-2024
Die Forschung und ihr Umfeld entwickeln sich ständig weiter. Um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, hat der SNF für den Zeitraum 2021-2024 vier Prioritäten gesetzt. Damit wollen wir auch künftig beste Bedingungen für kreative Forschung bieten, die ihr Potenzial ausschöpft.
Exzellenz durch Vielfalt ausbauen
Alle Forschenden und Ideen sollen die gleichen Chancen auf Förderung erhalten – wodurch der Wissensstandort Schweiz langfristig erfolgreich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der SNF folgende Massnahmen um:
- Bewertung der Qualifikationen und der Leistungen der Forschenden verbessern.
- Frauenquote in allen Evaluationsgremien des SNF einführen.
- Neue Fördermassnahme für Frauen auf Doktoratsstufe in den MINT-Disziplinen umsetzen.
- Temporäre Massnahme für Fachhochschulen in den Gesundheitswissenschaften umsetzen.
- Pilotprojekte Spark und Practice-to-Science nach der Evaluation der Pilotphasen weiterführen.
Wettbewerbsfähigkeit durch Zusammenarbeit stärken
Forschung ist global und wird gleichzeitig spezialisierter. Viele Fragen lassen sich nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Gruppen beantworten, deren Fachkompetenz sich ergänzt. Der SNF möchte es deshalb den Forschenden noch leichter machen, gemeinsam neue Wissensgebiete zu entwickeln und zur Spitzenposition der Schweizer Forschung beizutragen. Für die Umsetzung dieser Priorität werden wir:
- Bestehende Instrumente flexibilisieren und Anreize schaffen, damit mehr kollaborative Projekte mit breitem Themenspektrum eingereicht und gefördert werden.
Dateninfrastrukturen und -dienstleistungen für ein offenes Wissenschaftssystem fördern
Die Forschung produziert, speichert, verwaltet und analysiert immer grössere Da-tenmengen. Wir möchten sicherstellen, dass Forschende in der Schweiz hochwertige Dateninfrastrukturen und -dienstleistungen nutzen können, die gut koordiniert und leicht zugänglich sind. Dies ist für die Qualität und Verwertbarkeit von Forschungsergebnissen entscheidend und beschleunigt den Wandel in Richtung offene Wissenschaft (Open Science). In der Periode 2021-2024 wird der SNF daher im Auftrag des SBFI:
- Das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften (FORS), das Data and Service Centre for the Humanities (DaSCH) sowie die schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHCS) und die schweizerische Transplantationskohortenstudie (STCS) finanzieren.
Forschung für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besser nutzbar machen
Was Forschende dank Beiträgen des SNF herausgefunden haben, soll innerhalb und ausserhalb der Wissenschaft rasch und in geeigneter Form zugänglich werden. Die Erkenntnisse ermöglichen politische Entscheidungen und dienen als Grundlage für Produkte und Dienstleistungen. Folgende Massnahmen bringen uns diesem Ziel näher:
- Implementierungsnetzwerke lancieren, die Forschende mit potenziellen Nutzerinnen und Nutzern von Forschungsergebnissen zusammenbringen und so deren Weiterverwertung fördern.
- BRIDGE, das gemeinsame Programm von Innosuisse und SNF, auf alle Disziplinen ausweiten und in der Evaluation auch die nachhaltigen Auswirkungen der Projekte auf Wirtschaft, Gesellschaft oder Umwelt berücksichtigen.
- Sich weiterhin dafür einsetzen, dass alle aus der Förderung des SNF resultierenden wissenschaftlichen Publikationen weltweit und kostenlos zugänglich sind und so vielfältig wie möglich nutzbar (Open Access).
- Schweizer Forschenden einen guten Zugang zu Forschungsdaten verschaffen und sich für deren Wiederverwertung einsetzen (Open Research Data).
Evidenzbasierte Förderungspolitik
Der SNF ist überzeugt, dass sich die Förderungspolitik an der Forschung über die Forschung orientieren sollte. Mit einer Vielzahl von Untersuchungen tragen wir zu dieser Wissensbasis bei. Wir testen mittels Pilotprojekten Innovationen und analysieren die eigene Tätigkeit – in enger Zusammenarbeit mit den Forschenden. Die interne Analyse ergänzen wir durch externe Bewertungen.
So hat der SNF 2018 eine Kohortenstudie in der Karriereförderung eingeführt. Damit verfolgen wir die berufliche Laufbahn von Gesuchstellenden auf Stufe Postdoktorat genauer und erfahren mehr darüber, wie sich unsere Förderung mittel- und langfristig auswirkt. 2019 wurden im Instrument Postdoc.Mobility alternative Verfahren der Begutachtung erprobt; u.a. ging es um ein Losverfahren, wenn sich Gesuche ähnlicher Qualität sachlich nicht weiter unterscheiden lassen. Mit dem Pilotprojekt "SciCV" testeten wir ein Online-Tool, in dem Gesuchstellende die Lebensläufe einheitlich und gemäss den Empfehlungen von DORA eingaben.
2021-2024 führen wir die Forschung über die Forschung fort. Zum Beispiel realisieren wir zusammen mit Innosuisse eine Studie zur Entstehung von Start-ups, die auf Resultaten der Wissenschaft basieren. Auch werden wir untersuchen, ob sich der Output von SNF-geförderten Forschenden und anderen Forschenden unterscheidet.
Förderungsportfolio des SNF 2021-2024
Offene Förderungsformate mit wenigen thematischen oder sonstigen Vorgaben machen mit gut 80% weiterhin den grössten Teil des SNF-Budgets aus. Dies erlaubt es Forschenden, ihre Ideen und Prioritäten zu verfolgen und weiterzuentwickeln.
Projekte
Die Projektförderung ist und bleibt das Rückgrat des Portfolios des SNF. Sie ermöglicht Forschenden, ihre eigenen Ideen in Teams umzusetzen.
Mit Sinergia unterstützt der SNF kollaborative Projekte. Zwei bis vier Gruppen betreiben über Disziplinengrenzen hinweg Forschung mit Aussicht auf bahnbrechende Ergebnisse.
Der Pilotversuch Spark macht es möglich, neue wissenschaftliche Ansätze, Methoden, Theorien, Standards und Ideen innert kurzer Zeit zu testen oder zu entwickeln.
- Innerhalb der Projektförderung und von Sinergia verbessern wir die Förderung der kollaborativen Forschung.
- Im Fall einer positiven Evaluation des Pilotversuchs wird das Instrument Spark ab 2022 weitergeführt.
- Neu unterstützt der SNF ab 2023 die Fachhochschulen mit einer temporären Massnahme in den Gesundheitswissenschaften.
Karrieren
Mit Eccellenza können hochqualifizierte Nachwuchsforschende ein Forschungsteam bilden und ihre Qualifikationen verbessern, um eine Professur an einer Hochschule zu erlangen.
Der SNF vergibt Practice-to-Science-Beiträge an Expertinnen und Experten mit ausgewiesener Praxiserfahrung, die mit einer Professur an eine Fachhochschule oder Pädagogische Hochschule wechseln wollen, sowie an neu rekrutierte Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen, die die akademische Komponente ihres dualen wissenschaftlich-praktischen Kompetenzprofils stärken wollen.
Das Instrument Ambizione fördert die Unabhängigkeit junger Forschender. Es ermöglicht ihnen, mit einem selbstständig geplanten umfangreichen Projekt ihr wissenschaftliches Profil zu schärfen.
Mit PRIMA können sich exzellente Forscherinnen für eine Professur qualifizieren. Dies soll den Frauenanteil auf Professurstufe in der Schweiz vergrössern.
Dank der Mobilitätsförderung können Doktorierende und Postdoktorierende ihr Wissen an einer Hochschule im Ausland vertiefen.
Doc.CH bietet Beiträge für Doktorierende in den Geistes- und Sozialwissenschaften.
- Im Fall einer positiven Evaluation des Pilotversuchs wird das Instrument Practice-to-Science nach der zweiten Ausschreibung 2021 ab 2023 weitergeführt.
- Neu unterstützt der SNF Frauen auf Doktoratsstufe in den MINT-Disziplinen.
Programme
Die nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) finanzieren Forschung zu strategisch wichtigen Themen. An jedem NFS sind mehrere Forschungseinrichtungen beteiligt. Ziel ist die Schaffung dauerhafter Kompetenzen und Strukturen.
Das von nationalen Forschungsprogrammen (NFP) geschaffene Wissen trägt zur Lösung wichtiger Gegenwartsprobleme bei.
Mit den Investigator Initiated Clinical Trials fördert der SNF klinische Forschung in der Biologie und der Medizin zu Themen, die nicht im Fokus der Industrie stehen und bislang nicht ausreichend erforscht wurden.
Internationale und bilaterale Programme stärken die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit der Schweiz.
Das Programm BRIDGE von Innosuisse und SNF unterstützt anwendungsorientierte Projekte an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Innovation.
- BRIDGE wird in dieser Periode auf alle Disziplinen ausgeweitet, auch auf diejenigen der Geistes- und Sozialwissenschaften. Das Programm wird mehr Projekte als bisher unterstützen.
Infrastrukturen
Das Instrument FLARE (Funding Large International Research projects) basiert auf einem spezifischen Auftrag des Bundes. Es unterstützt die Entwicklung, den Bau, die Wartung und den Betrieb von Forschungsinfrastruktur für wichtige internationale Experimente in den Bereichen Teilchenphysik, Astrophysik und Astroteilchenphysik.
Mit R’Equip vergibt der SNF Beiträge für die Anschaffung und Entwicklung von grösseren Forschungsapparaturen in allen wissenschaftlichen Disziplinen.
- Im Auftrag des SBFI nimmt der SNF die Förderung und die Evaluation von Dateninfrastrukturen und -dienstleistungen (DIS) von nationaler Bedeutung in sein Infrastrukturportfolio auf. Dies beinhaltet Förderungsmittel für das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften (FORS), das Data and Service Centre for the Humanities (DaSCH) und zwei biomedizinische Kohortenstudien.
Wissenschaftskommunikation
Mit Agora vermitteln Forschende ihre Arbeit und Resultate einem Laienpublikum.
Das Instrument Scientific Exchanges erlaubt es Forschenden, ihre eigene wissenschaftliche Veranstaltung in der Schweiz zu organisieren, ausländische Kolleginnen und Kollegen für einen Forschungsaufenthalt in die Schweiz einzuladen oder sie im Ausland zu besuchen.
- Neu fördert der SNF Implementierungsnetzwerke. Diese bringen Forschende mit potenziellen Nutzerinnen und Nutzern von Forschungsergebnissen zusammen und fördern so deren Weiterverwertung.
Budget des SNF 2021-2024
in Millionen Franken
2021
2022
2023
2024
2021-2024
Projekte, Karrieren, Programme, Infrastrukturen, Wissenschaftskommunikation, Leistungserstellung
988,8
1001,8
1029,1
1058,6
4078,4
Indirekte Kosten der Forschungsinstitutionen (Overhead) und Zusatzaufgaben
119,0
135,5
138,4
143,8
536,7
Gesamt
1107,8
1137,3
1167,5
1202,4
4615,0
Was der SNF ebenfalls fördern wollte
Die Mittel des Bundes sind begrenzt. Nicht alles, was in der Forschungsförderung nötig oder sinnvoll wäre, lässt sich mit dem 2021–2024 zur Verfügung stehenden Budget finanzieren. Der SNF hat daher bei bestehenden Instrumenten Mittel gekürzt oder verschoben, um bestimmte Massnahmen umsetzen zu können. Dennoch müssen wir auf mehrere geplante Massnahmen verzichten. Dies betrifft zum Beispiel:
- Keine Anschubfinanzierung für neue Bedürfnisse bei Dateninfrastrukturen. Der SNF beschränkt sich auf bestehende Instrumente und die Förderung von FORS und DaSCH.
- Kein neues Instrument für mittelgrosse Konsortien, die neue Wissensgebiete erschliessen und zur internationalen Positionierung beitragen. Wir fördern die kollaborative Forschung innerhalb der bestehenden Instrumente stärker.
- Keine Anpassung der Saläre der Projektmitarbeitenden an die Erhöhung der Nominallöhne.
- Keine Ausschreibungen für neue Editionen in den Geisteswissenschaften oder neue medizinische Kohortenstudien.
- Keine Ausschreibungen für Fachhochschulen in den Ingenieurwissenschaften.