Fast jeder zweite Schulleiter findet Schulkommissionen überflüssig
Beinahe die Hälfte der Schulleiterinnen und Schulleiter ist der Ansicht, dass Schulkommissionen überflüssig sind, 60 Prozent halten es für falsch, dass sie Personalentscheide treffen. Zwei Drittel finden die Kommissionen jedoch wichtig für die Verwurzelung der Schule in der Gemeinde. Zu diesen Ergebnissen kommt eine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Befragung.
In der Schweiz haben traditionell Schulkommissionen, in denen Bürger und Bürgerinnen sich ehrenamtlich engagieren, die Führung der Volksschule inne. Mit der so genannten Teilautonomisierung der Schulen sind diese Laienkommissionen unter Druck geraten. Es ist umstritten, ob sie als Bindeglied zwischen dem Gemeinderat und den neuen professionellen Schulleitungen dienen sollen.
Schulkommissionen sollen keine Personalentscheide treffen
Wie schätzen die neuen Schulleitungen die veränderten Führungsstrukturen der Volksschule ein? Unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) befragten Forschende der Universität Zürich und der Fachhochschule Nordwestschweiz 270 Schulleitungen in allen Kantonen der französisch- und der deutschsprachigen Schweiz. Die Auswertung zeigt, dass Schulkommissionen nach wie vor von grosser Bedeutung sind. 86 Prozent der Befragten geben an, dass es in ihren Schulgemeinden solche Kommissionen gibt. 80 Prozent der Kommissionen besitzen weiterhin Entscheidungskompetenzen.
Die professionellen Schulleitungen stehen den Schulkommissionen eher kritisch gegenüber. 45 Prozent der Befragten finden sie überflüssig, 60 Prozent halten es für eher oder ganz falsch, dass sie Personalentscheide treffen. Zwei Drittel finden jedoch, dass die Kommissionen für die Verwurzelung der Schule in der Gemeinde wichtig sind, und knapp die Hälfte hält sie für geeignet, Finanzentscheide zu treffen. Laut dem Bildungssoziologen Carsten Quesel könnte die Ambivalenz der Einschätzungen daher rühren, dass die Abschaffung der Laienkommissionen den Spielraum der Schulleitungen vergrössert, sie aber auch mit zusätzlichen Arbeiten und Aufgaben belastet, vor allem seitens des Gemeinderats.
Skeptisch gegenüber Elternräten
Bei der Frage, ob Elternräte ein sinnvoller Ersatz für die traditionellen Kommissionen seien, zeigen sich die Schulleitungen skeptisch. Nur 40 Prozent sehen diese als sinnvolles Bindeglied zwischen der Schule und den Eltern. Die grosse Mehrheit vertritt die Ansicht, solche Räte würden durch fehlendes Engagement oder durch Sonderinteressen gelähmt. Einig sind sich die Befragten, dass Elternräte keine Entscheidungskompetenzen bei der Schulführung haben sollten. Die Schulleitungen sehen die Aufgaben von Elternräten primär darin, den Dialog zwischen Eltern, Schülern und Lehrpersonen zu fördern und das schulische Leben mit Veranstaltungen zu bereichern. "Die Schulleitungen schätzen das freiwillige Engagement der Eltern, bezweifeln aber, dass es in Form eines Elternrats verankert werden sollte, weil es so zu einem unproduktiven Ritual geraten kann", sagt Carsten Quesel.
Publikation
C. Quesel, D. Kübler u.a.: Schulkommissionen und Elterngremien im Urteil professioneller Schulleitungen. Kurzbericht zu einer Erhebung an obligatorischen Schulen der Deutschschweiz und der Romandie, 2014
Für Medienschaffende als PDF-Datei beim SNF erhältlich:com@snf.ch
Kontakt
Prof. Carsten Quesel
Pädagogische Hochschule FHNW
Zentrum Bildungsorganisationen und Schulqualität
Bahnhofstrasse 6
5210 Windisch
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