SNF-Förderung 2021-2024: Neue Chancen für Schweizer Forschung
In seinem nächsten Mehrjahresprogramm setzt der SNF vier Prioritäten. Damit hilft er der Forschung, Herausforderungen zu bewältigen und ihr Potenzial auszuschöpfen.
Die Schweizer Forschung ist zwar führend, steht aber vor Herausforderungen. "Sie braucht grössere Vielfalt, mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit, bessere Dateninfrastrukturen und engere Vernetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft", sagt Matthias Egger, der Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF. Im Mehrjahresprogramm 2021-2024 setzt der SNF deshalb diese vier Prioritäten. Zudem will er seine Förderung noch effizienter, fairer und wirkungsvoller ausgestalten. "Alle Massnahmen haben ein Ziel: Die Schweizer Forschung hält ihre internationale Spitzenposition", betont Matthias Egger.
Die vier Prioritäten des SNF für 2021-2024:
Exzellenz durch Vielfalt ausbauen
Der SNF wird noch grösseres Gewicht auf die Vielfalt legen. So wird er die Leistungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umfassender bewerten, wie dies die internationale DORA-Deklaration fordert, die er unterzeichnet hat. Unter anderem geht es darum, Forschende mit ungewöhnlichen Laufbahnen nicht zu benachteiligen. Risikobereitschaft und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu belohnen. Den Nutzen eines Projekts für die Gesellschaft besser zu berücksichtigen.
Weiter plant der SNF, an Doktorandinnen in den Lebenswissenschaften und in den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen (MINT) finanzielle Beiträge zu vergeben. Und er wird während einer befristeten Zeit Projekte von Fachhochschulen in den Ingenieur- und Gesundheitswissenschaften speziell unterstützen.
Mit diesen Massnahmen will der SNF originellere und wirkungsvollere Ergebnisse ermöglichen, die Zahl der Frauen in der Forschung erhöhen und die Anwendungsorientierung fördern.
Wettbewerbsfähigkeit durch Zusammenarbeit stärken
Viele Fragen lassen sich heute nur beantworten, wenn unterschiedliche Fachdisziplinen zusammenwirken. Zum Beispiel untersuchen in einem SNF-Projekt Neuroinformatik, Biochemie, Mikroelektronik und Sportmedizin gemeinsam Biomarker im menschlichen Schweiss. Der SNF fördert seit langem kleinere Forschungskonsortien und finanziert die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) und Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS). Die Lücke dazwischen möchte er nun mit einem Förderungsinstrument für mittelgrosse Konsortien von mindestens fünf Gruppen schliessen. Damit setzt er Anreize für Forschende, grössere Fragen gemeinsam anzugehen. Sie sollen neue Wissensgebiete bearbeiten und international eine führende Rolle übernehmen.
Dateninfrastrukturen und -dienstleistungen fördern
Forschung produziert, speichert, verwaltet und analysiert immer grössere Datenmengen, beispielsweise Messdaten samt statistischen Auswertungen. Der SNF will sicherstellen, dass Forschende in der Schweiz hochwertige Dateninfrastrukturen und -dienstleistungen (DIS) nutzen können und fachliche Beratung erhalten. Dies beschleunigt auch den Wandel in Richtung offene Wissenschaft. Ab 2021 wird deshalb der SNF im Auftrag des Bundes bestehende DIS von nationaler Bedeutung wie das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften (FORS) unterstützen und den Aufbau neuer DIS fördern. Mit strengen Auswahlverfahren wird er generell zu einer hohen Qualität solcher Infrastrukturen beitragen.
Forschung besser nutzbar machen
Die Schweiz schöpft das Potenzial der Forschungsergebnisse nicht aus. Der SNF wird gemeinsam mit Innosuisse, der Agentur des Bundes für Innovationsförderung, das Programm BRIDGE erweitern. Seit seinem Start 2017 hat es erfolgreich Projekte an der Schnittstelle von Grundlagenforschung und Innovation finanziert. Unter anderem werden neu erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachdisziplinen, nicht nur aus den technischen, gefördert.
Ausserdem wird der SNF Netzwerke unterstützen, die Hochschulen mit Unternehmen, Institutionen der öffentlichen Hand, Verbänden und weiteren Anwendern zusammenbringen. Wirtschaft und Gesellschaft sollen dadurch Forschungsresultate rascher aufnehmen und umsetzen.
4,8 Milliarden Franken
Damit der SNF die neuen Massnahmen realisieren und zugleich seine erfolgreiche bisherige Tätigkeit weiterführen kann, beantragt er beim Bund ein Budget von 4,8 Milliarden Franken für die Jahre 2021-2024. Dies entspricht einer jährlichen Steigerung von 3,5 Prozent. "Das Geld ist gut angelegt", sagt Felicitas Pauss, Präsidentin ad interim des SNF-Stiftungsrats. "Die unabhängige Förderung durch den SNF ermöglicht aktuelle, kreative Projekte, die von privaten Unternehmen nicht finanziert würden. Sie schafft eine notwendige Grundlage für die Innovation von Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Sie macht die Schweizer Forschung international erfolgreich."
Der SNF hat sein Mehrjahresprogramm 2021-2024 jetzt beim Bund eingereicht. Über das Budget wird das Parlament im Jahr 2020 beschliessen.
Digitalisierung: Grosser Beitrag des SNF
Forschung zur Digitalisierung wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung zunehmen. Bereits heute finanziert der SNF viele solcher Projekte. Zum Beispiel will "RNNAIssance" künstliche rückgekoppelte neuronale Netzwerke (RNN) entwickeln, die den biologischen Hirnen noch ähnlicher sind. Im Rahmen der Ausschreibung "Digital Lives" analysieren Forschende Aggression im Internet aus soziologischer Perspektive. Erstmals befragen sie Online-Kommentatoren, die rechtlich belangt wurden.
Mehrere Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) befassen sich mit der Digitalisierung. Der NFS "QSIT – Quantenwissenschaften und -technologie" untersucht seit 2011 quantenphysikalische Effekte. Dank diesem NFS sind zahlreiche Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Pioniere der Quantentechnologie. Der NFS "Robotik" gestaltet die Entwicklung von Drohnen und vierbeinigen Robotern massgeblich mit.
Wettbewerb der besten Ideen
Im Auftrag des Bundes fördert der SNF die wissenschaftliche Forschung. Sie ist eine wichtige Grundlage für die Leistungsfähigkeit und den Wohlstand der Schweiz. Pro Jahr investiert der SNF rund 1 Milliarde Franken. Ende 2018 waren 6500 Projekte im Gang, an denen 16'300 Personen beteiligt waren. "Wir sorgen für den Wettbewerb der besten Ideen", sagt Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF. "Forschende und Teams aller Fachdisziplinen und Hochschulen sowie weiterer Institutionen können sich um Finanzierungsbeiträge bewerben".