Drei Viertel der Forschenden machen Daten zugänglich
Teilen die Schweizer Forschenden ihre Daten mit anderen Forschenden und der Öffentlichkeit? Wenn nein, warum nicht? Welche Datenrepositorien und anderen Kanäle verwenden sie dafür? Eine grosse Umfrage von SNF und swissuniversities gibt Auskunft.
Mehr als 2000 Forschende haben die Fragen beantwortet. Rund 1500 oder drei Viertel von ihnen machen ihre Daten in irgendeiner Form zugänglich. Allerdings nutzen nur 44 Prozent dieser Forschenden dafür öffentliche Repositorien oder Datenarchive. Weitere 38 Prozent publizieren die Daten in wissenschaftlichen Zeitschriften und/oder legen sie auf eigenen Webseiten ab. Diese Kanäle sind jedoch nur bedingt geeignet für das Teilen von Daten und garantieren nicht, dass Datensätze leicht auffindbar sowie gut zugänglich, weiterverwendbar und zitierbar sind. Die restlichen 18 Prozent der Forschenden, die ihre Daten teilen, tun dies auf persönliche Anfrage.
SNF trägt Bedenken Rechnung
Der Hauptgrund, warum Daten nicht in Repositorien oder gar nicht veröffentlicht werden: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zuerst ihre Forschungsarbeit publizieren. Wichtige Gründe sind auch Bedenken wegen der Nutzungsrechte oder der Vertraulichkeit. Oft genannt wurden zudem Zeitmangel, ungenügende Relevanz der Daten und fehlendes Wissen zu Repositorien.
Diese Bedenken respektiert der SNF. Er verlangt ausschliesslich die Offenlegung von Daten, die einer publizierten Arbeit zugrunde liegen – spätestens zum Zeitpunkt der Publikation. Die Daten sind anderen Forschenden nur zugänglich zu machen, sofern keine rechtlichen, ethischen oder urheberrechtlichen Gründe, Vertraulichkeitsklauseln oder ähnliches entgegenstehen.
Grosse Bedeutung disziplinspezifischer Repositorien
Werden Daten in Repositorien veröffentlicht, geschieht dies zu gleichen Teilen auf allgemeinen und auf einer Vielzahl von kleinen disziplinspezifischen Plattformen. Für die Wiederverwendung von Daten anderer Forschender hingegen nutzt die Mehrheit der Befragten disziplinspezifische Repositorien. Dies ist selbst in jenen Disziplinen der Fall, wo die Veröffentlichung selber zum grösseren Teil auf den allgemeinen Plattformen geschieht.
Insgesamt nannten die Umfrageteilnehmenden rund 150 verschiedene Repositorien. Drei Viertel davon befinden sich im Ausland, darunter die meisten der allgemeinen.
Mit anderen Ländern vergleichbar
Die Resultate zeigen, dass das allgemeine Verhalten der Schweizer Forschungsgemeinschaft und ihre Bedenken gegenüber dem Teilen von Daten in öffentlichen Repositorien vergleichbar sind mit Forschungsgemeinschaften weltweit. Auch decken sich die Resultate dieser Untersuchung mit älteren Studien bezüglich der Menge der geteilten Daten. Dies ist wohl nicht überraschend, aber trotzdem eine wichtige Erkenntnis. Internationale Initiativen im Bereich Open Science sind also auf den Schweizer Forschungsplatz anwendbar und die Schweiz muss nicht zwingend nationale Lösungsansätze erarbeiten.
Vor allem von der öffentlichen Hand finanziert
Ein zweiter Teil der Umfrage sammelte Informationen bei mehr als 200 Repositorien im In- und Ausland. Rund 80 Prozent sind durch öffentliche Gelder getragen. Nur wenige basieren auf anderen Geschäftsmodellen. Die Kosten für den Aufbau und Unterhalt variieren stark und sind abhängig von den Anforderungen der jeweiligen Fachdisziplin.
Leitlinien weiterentwickeln
Open Data ist ein Grundsatz der guten wissenschaftlichen Praxis. Der SNF ist bestrebt, die Forschenden bei diesem Anliegen zu unterstützen. Er ist sich auch bewusst, welche Herausforderungen beim Offenlegen von Daten bestehen. Auf der Grundlage des neuen Berichts wird er seine Leitlinien zu offenen Forschungsdaten weiterentwickeln.
SNF und swissuniversities haben die Umfrage 2018 durchführen lassen. Der Schlussbericht liegt nun vor – und ist frei zugänglich, inklusive der Umfragedaten (siehe Link).