Sinergia: 19 neue interdisziplinäre Forschungsprojekte
Luftfahrttechnologien, Behandlung chronischer Schmerzen oder Grundwasserverschmutzung in Vietnam: Der SNF fördert innovative, interdisziplinäre Forschung mit 48 Millionen Franken.
Im November 2022 wurden 74 Gesuche für das Programm Sinergia eingereicht. Die 19 besten Projekte erhalten Beiträge, was einer Erfolgsquote von 26 Prozent entspricht. An den Projekten wirken 68 Forschende aus 41 Disziplinen mit; das Gesamtbudget beträgt 47,9 Millionen Franken oder durchschnittlich 2,5 Millionen pro Projekt. Mit Sinergia fördert der SNF gemeinsame Projekte von zwei bis vier Forschenden, die interdisziplinär und mit Aussicht auf bahnbrechende Erkenntnisse arbeiten. Im Folgenden werden drei der geförderten Projekte kurz vorgestellt.
Die Raumrevolution
Die Luftfahrtechnologie verfügt mit Flugzeugen, Drohnen und Satelliten über leistungsfähige Werkzeuge für die Darstellung, Kontrolle, Planung und Steuerung im Luft- und Weltraum. Dennoch gibt es bisher kaum umfassende Studien zur Entwicklung und zu den Auswirkungen der Raumrevolution, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Luftfahrt begann. Ziel dieses Projekts ist es daher, die erste umfassende interdisziplinäre Studie über die Geschichte und die Auswirkungen der Raumrevolution zu erarbeiten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den materiellen und immateriellen Auswirkungen dieser Revolution auf Stadt, Architektur und Landschaft vom frühen 20. Jahrhundert bis heute. Das Projekt vereint Expertinnen und Experten aus den Bereichen Stadtplanung und Architektur, Ästhetik, Bildtheorie und politische Philosophie, die an der SUPSI, der Universität Freiburg und der Fachhochschule Ostschweiz tätig sind.
Chronischer Schmerz und virtuelle Realität
Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes Problem: Weltweit ist jeder fünfte Mensch betroffen. Mit diesem innovativen Projekt werden die Synergien zwischen virtueller Realität und psychoplastogenen Substanzen untersucht. Ziel ist es, deren Potenzial für die Behandlung chronischer Schmerzen und die Neuroplastizität zu evaluieren und damit ein wesentliches Potenzial für neue Behandlungsansätze zu erschliessen. Die Ergebnisse dürften auch für die Grundlagenforschung relevant sein sowie bei anderen klinischen Befunden, z. B. in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall oder bei Depressionen. Am Projekt beteiligen sich Forschende aus den Bereichen Virtuelle Realität, Körperplastizität, Psychoplastogene, Neurowissenschaften und Chronischer Schmerz, die an der Universität Zürich, am Universitätsspital Zürich und an der Universität Konstanz tätig sind.
Grundwasserverschmutzung durch Arsen
Der Konsum von mit Arsen belastetem Grundwasser stellt vor allem in Süd- und Südostasien ein ernsthaftes Risiko für die Gesundheit der Menschen dar. Die dynamischen Muster der Arsenkontamination lassen sich auch heute kaum genau vorhersagen, was für eine sichere und nachhaltige Nutzung des Grundwassers dringend erforderlich wäre. Diese Lücke schliessen will ein Sinergia-Projekt mit Beteiligung von Forschenden aus den Disziplinen Hydrogeologie, Geochemie, Fernerkundung und Datenwissenschaft. Ziel ist es, Muster bei den Veränderungen der Arsenkontamination im Roten Fluss und im Mekong-Delta in Vietnam zu erkennen. Das Konsortium besteht aus Schweizer Forschenden von der ETH Zürich/Eawag, der Universität Neuenburg und der Universität Zürich sowie internationalen Expertinnen und Experten in Vietnam und den USA.
Integration von Sinergia in die Projektförderung
Per 17. April 2023 konnten die Forschenden zum letzten Mal Gesuche um Sinergia-Finanzierung eingeben. Im Juni 2023 wird der SNF das Programm Sinergia in die Projektförderung integrieren. Damit führen wir die kollaborative und interdisziplinäre Forschung in unserem grössten Förderinstrument zusammen, um solche Projektarten noch stärker zu unterstützen.