Der SNF stoppt die Finanzierung von Open-Access-Artikeln in Spezialausgaben
Immer mehr wissenschaftliche Artikel erscheinen in Spezialausgaben. Die starke Zunahme und uneinheitliche Prozesse fördern Fehlentwicklungen. Ab Februar 2024 finanziert der SNF keine Open-Access-Artikel in Spezialausgaben mehr.
Der SNF verpflichtet die von ihm geförderten Forschenden, ihre Ergebnisse frei zugänglich zu veröffentlichen. Im Gegenzug übernimmt er die Publikationskosten, zum Beispiel für Artikel in Open-Access-Zeitschriften. Seit 2018 hat der SNF über 4000 Artikel mit einer Summe von rund 10 Millionen Franken finanziert.
Die Spezialausgaben von Zeitschriften (Special Issues) sind gemäss Reglement von solcher Förderung ausgeschlossen. Trotzdem hat der SNF entsprechende Open-Access-Artikel in der Praxis meist finanziert. Dies wird er jedoch ab 1. Februar 2024 aus mehreren Gründen ändern.
Starke Zunahme
In den letzten Jahren sind Artikel in Spezialausgaben immer mehr zur Normalität geworden. 2018 erschienen 33 vom SNF geförderte Artikel in Spezialausgaben, 2022 waren es bereits 315. Einzelne Zeitschriften veröffentlichen mittlerweile deutlich mehr Spezialausgaben als reguläre Ausgaben, wobei oft massenhaft Einladungen an mögliche Gastherausgeber:innen verschickt werden.
Bibliographische Analysen zeigen ausserdem, dass die Zunahme der Spezialausgaben mit kürzeren Bearbeitungszeiten und geringeren Ablehnungsquoten einhergeht. Die «Publish or Perish»-Kultur wird gefördert, was der Förderpolitik und den Werten des SNF zuwiderläuft.
Der SNF muss nachhaltig wirtschaften und darf Fehlentwicklungen nicht unterstützen. So viele Artikel so schnell wie möglich zu veröffentlichen, schafft wenig Mehrwert. Es werden finanzielle Mittel verbraucht, mit denen der SNF dann keine neue Forschung fördern kann.
Uneinheitliche Prozesse
Spezialausgaben sind, wie es ihr Name sagt, Spezialfälle: Um ein ausgewähltes wissenschaftliches Thema zu bearbeiten, widmet ihm eine Zeitschrift eine eigene und zusätzliche Ausgabe. Üblicherweise wird jede Spezialausgabe von einem separaten Herausgabeteam betreut. Die Bearbeitung kann also schwanken.
Keine Finanzierung mehr ab Februar 2024
Aus den genannten Gründen hat der SNF beschlossen, ab dem 1. Februar 2024 die Gebühren (Article Processing Charges, APC) für Open-Access-Artikel in Spezialausgaben nicht mehr zu übernehmen. Artikel, die bis zum 31. Januar 2024 bei einer Zeitschrift eingereicht wurden, werden noch finanziert.
Natürlich können Forschende weiterhin ihre Artikel in Spezialausgaben veröffentlichen. Sofern diese Artikel bei Erscheinen frei verfügbar sind, erfüllen sie die Open-Access-Anforderungen des SNF. Jedoch wird der SNF nicht mehr für die entsprechenden Publikationskosten aufkommen. Die Forschenden sollten deshalb frühzeitig abklären, ob ihr Artikel in einer Spezialausgabe erscheinen wird oder nicht, um Überraschungen zu vermeiden.
Nachhaltige Publikationsförderung
Mit dieser Änderung macht der SNF einen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Publikationsförderung. Bereits vor einiger Zeit hat er in seiner Evaluation von Forschungsgesuchen Prozesse eingeführt, die den Fokus direkter auf die Leistungen der Forschenden legen. Die Menge an Artikeln, die sie in der Vergangenheit publiziert haben, spielt dabei keine Rolle mehr.