Neue klinische Studien zu ungenügend erforschten Themen
Von einer neuartigen chirurgischen Knorpelbehandlung im Knie bis zur Minderung des Blutverlusts bei Nachgeburtsblutungen: Der SNF fördert sieben Studien zu ungenügend erforschten Themen an Spitälern mit 16,4 Millionen Franken.
Welches ist die optimale Behandlung für Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern, die trotz einer Therapie mit Blutverdünnern einen Schlaganfall erlitten haben? Obwohl medizinische Fragen wie diese für die Gesellschaft von grosser Bedeutung sind, stehen sie nicht im Fokus der industriellen Forschung. Deshalb fördert der SNF seit 2016 herausragende klinische Studien zu solchen ungenügend erforschten Themen.
Für die Ausschreibung 2022 des entsprechenden Programms Investigator Initiated Clinical Trials (IICT) gingen 27 Gesuche ein. Der SNF unterstützt nun sieben davon mit insgesamt 16,4 Millionen Franken. Die Forschenden werden drei bis fünf Jahre an ihren klinischen Studien arbeiten. Dafür rekrutieren sie pro Projekt zwischen 56 und 988 Patientinnen und Patienten.
Vertreter:innen von Patientinnen und Patienten beteiligt
Die unterstützten Forschenden untersuchen unter anderem eine neuartige Behandlung von Arthritis im Knie oder eine Hormonbehandlung, welche die kognitiven Fähigkeiten von Patientinnen und Patienten mit Down-Syndrom steigern könnte (siehe Kasten).
Zum dritten Mal wirkten vier Vertreter:innen von Patientinnen und Patienten bei der Auswahl der besten Projekte mit. Was 2021 als Pilotversuch startete, ist nun Standard. Es hat sich wiederum gezeigt, dass die Diskussionen mit diesen vier Personen sehr hilfreich sind. Sie bringen die Sicht und die konkreten Bedürfnisse der Betroffenen ein.
Nächster Eingabetermin: 1. November 2023
Seit 2016 hat der SNF insgesamt 51 klinische Studien gefördert. Die nächste Ausschreibung ist bereits im Gang: Im Mai 2023 haben die Forschenden ihre Teilnahmeabsicht bekundet. Bis zum 1. November 2023 reichen sie die Gesuche ein.
Down-Syndrom, Arthritis oder Hirnblutungen: Diese sieben Studien finanziert der SNF
Nelly Pitteloud, Universitätsspital Lausanne: Lassen sich durch eine Hormonbehandlung mit Gonadoliberin (GnRH) die kognitiven Fähigkeiten von Patientinnen und Patienten mit Down-Syndrom steigern?
Christian Haslinger, Universitätsspital Zürich: Unaufhaltsamer Blutverlust bei Frauen nach der Entbindung ihres Babys (Nachgeburtsblutung) kann zu weitreichenden Komplikationen und zum Tod der Mutter führen. Mindert die Gabe des Koagulationsfaktors XIII den Blutverlust und wird das Therapieergebnis dadurch verbessert?
Lorenz Räber, Inselspital, Universitätsspital Bern: Die Studie untersucht, welches die optimale Behandlung für Menschen mit Vorhofflimmern ist, die trotz einer Therapie mit Blutverdünnern einen Schlaganfall erlitten haben.
Mirjam Christ-Crain, Universitätsspital Basel: Können psychologische Begleitprobleme bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes Insipidus durch eine Oxytocin-Behandlung gelindert werden?
Jehuda Soleman, Universitätsspital Basel: Die Folgen einer spontanen Hirnblutung sind oft gravierend. Ist eine frühe endoskopische Hämatomentfernung die bessere Behandlungsmethode für solche Patientinnen und Patienten?
Ivan Martin, Universitätsspital Basel: Patientinnen und Patienten mit Arthritis im Knie haben anhaltende Schmerzen und sind im Alltag eingeschränkt. Kann eine neuartige, chirurgische Knorpelbehandlung die Kniefunktion wieder herstellen, die Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern?
Reto Auer, Universität Bern/Unisanté Lausanne: Was sind die Langzeitfolgen bzw. ist der Nutzen für Raucherinnen und Raucher, die nikotinhaltige elektronische Zigaretten (E-Zigaretten) als Hilfsmittel zur Tabakrauchentwöhnung benutzen?