Der Marie Heim-Vögtlin-Preis 2015 geht an Armelle Corpet und Anna Nele Meckler
Die Biologin Armelle Corpet und die Paläoklimatologin Anna Nele Meckler erhalten den diesjährigen Marie Heim-Vögtlin-Preis (MHV). Mit dieser Auszeichnung wird die aussergewöhnliche wissenschaftliche Leistung der beiden Forscherinnen gewürdigt, die mit einem MHV-Beitrag gefördert wurden.
Jedes Jahr vergibt der SNF ungefähr 35 Marie Heim-Vögtlin Beiträge. Dank diesen Beiträgen können exzellente Forscherinnen ihre Karriere nach einem familienbedingten Unterbruch wieder aufnehmen. Den beiden Gewinnerinnen des MHV-Preises 2015 ist mithilfe des Beitrags ein glänzendes Comeback in der Forschung gelungen.
Anna Nele Meckler forschte zwei Jahre lang als Postdoktorandin in Paläoozeanographie am Geologischen Institut der ETH Zürich. Armelle Corpet hat an der Klinik für Gynäkologie des Universitätsspitals Zürich experimentelle Krebsforschung durchgeführt.
Talent in die Wiege gelegt
Mit ihren erst 33 Jahren hat Armelle Corpet, Doktorin der Biologie, bereits eine aussergewöhnliche akademische Laufbahn hinter sich. Nach ihrem Studium der Biologie und Biochemie an der Ecole Normale Supérieure in Paris bestand sie die Prüfung für das höhere Lehramt und machte im Anschluss daran ihre Masterarbeit im Bereich der Krebsforschung. Während ihrer Promotion in Biologie an der Universität Paris VI, die sie 2010 abschloss, beschäftigte sie sich mit der Stabilität des Genoms und den Regulierungsmechanismen von Chromatin.
Während dieser wissenschaftlich ausserordentlich produktiven Zeit brachte Armelle Corpet ihre ersten beiden Kinder zur Welt. Währenddessen erhielt ihr Mann eine Stelle in Zürich, und die Familie zog mit an die Limmat. Nach einer Auszeit von einigen Monaten nach der Geburt des dritten Kindes erhält Armelle Corpet von 2012 bis 2014 einen MHV-Beitrag, um als Postdoktorandin ein Forschungsprojekt am Universitätsspital Zürich durchzuführen.
Postdoc-Zeit ist für die Karriere eines Forschenden immens wichtig. Häufig hängt von dieser Etappe ab, ob man hinterher eine Stelle findet. Diese Finanzierung war daher entscheidend", unterstreicht die Wissenschaftlerin. Schwerpunkt ihrer Forschungen als Postdoktorandin war die Seneszenz, ein Mechanismus der Unterbrechung der Zellteilung, der durch zellulären Stress oder die Aktivierung eines krebsfördernden Gens ausgelöst wird.
Die Karriere von Armelle Corpet, die während der MHV-Förderung ihr viertes Kind zur Welt brachte, hat sich sehr positiv entwickelt: "Dank der durch den MHV-Beitrag finanzierten Postdoc-Stelle habe ich eine feste Stelle als Hochschullehrerin in Frankreich erhalten. Jetzt kann ich gelassener in die Zukunft schauen und meine beiden Leidenschaften miteinander verbinden: Forschung und Lehre." Sie forscht zur Zeit an der Dynamik des Chromatins in mit dem Herpes-simplex-Virus 1 infizierten Zellen.
Vom unterbrochenen Postdoc zum ERC Starting Grant
Nach ihrem Studium der Geoökologie an der Universität Bayreuth setzte Anna Nele Meckler, die andere MHV-Preisträgerin 2015, ihre wissenschaftliche Laufbahn mit einer Promotion in Paläoozeanographie an der ETH Zürich fort. Diese schloss sie 2006 ab. Darauf folgte eine Postdoc-Stelle am California Institute of Technology (Caltech). Anna Nele Meckler hatte erst den experimentellen Teil ihres Forschungsvorhabens abgeschlossen, als sie die Postdoc-Zeit unterbrach und kurz vor der Geburt des ersten Kindes zu ihrem Mann, ebenfalls Forscher, nach Norwegen übersiedelte. Während eines verlängerten Mutterschaftsurlaubs kehrte die Familie nach Zürich zurück, wo Anna Nele Meckler ihre Forschung in der Arbeitsgruppe ihres Doktorvaters an der ETH Zürich wieder aufnahm.
"Als ich mich um den MHV-Beitrag beworben habe, hatte ich noch nicht viel veröffentlicht, was ein ernstzunehmender Nachteil bei der Bewerbung auf Stellen oder reguläre Fördermassnahmen gewesen wäre", erzählt Anna Nele Meckler. Von 2012 bis 2014 wurde sie mit einem MHV-Beitrag gefördert und konnte so die in Kalifornien begonnene Forschung abschliessen, die Ergebnisse publizieren und auf der Grundlage der erworbenen Kenntnisse ein neues Forschungsvorhaben beginnen. Die Zeit der Förderung, in welche die Geburt ihres zweiten Kindes fiel, war wissenschaftlich sehr fruchtbar: Anna Nele Meckler veröffentlichte ihre Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften. Ihre Arbeit stiess in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf ein grosses Echo. Nach Abschluss der Förderung erhielt Anna Nele Meckler ein Stipendium der Bergen Research Foundation und ein angesehenes ERC Starting Grant für den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe an der Universität Bergen in Norwegen. Hier setzt sie ihre Forschung zur Rekonstruktion des Klimas in Zeiten hoher Treibhausgaskonzentration fort, die darauf abzielt, künftige Klimaveränderungen besser vorhersagen zu können.
"Der Beitrag hat mich wieder konkurrenzfähig gemacht"
Für beide Forscherinnen war der MHV-Beitrag ein Sprungbrett für den nächsten Karriereschritt. "Neben der Bezahlung meines Salärs war die Finanzierung eines Teils meiner Forschungsaktivitäten ein wirklicher Vorteil dieses Beitrags. So war ich innerhalb meines Labors unabhängiger, ein wichtiges Kriterium für den Erhalt meiner jetzigen Stelle", erklärt Armelle Corpet. Anna Nele Meckler konnte dank des MHV-Beitrags die Früchte ihrer vorangegangenen Arbeit ernten: "So hat mich der Beitrag wieder konkurrenzfähig gemacht. Ich konnte einige Paper mit hohem Impact über meine vorangegangene Arbeit publizieren und weitere Erfahrungen in einer hoch entwickelten Technik sammeln."
Wissenschaftliche Laufbahn von Armelle Corpet und Anna Nele Meckler (PDF)
Preisverleihung im Rahmen des Advanced Researchers’ Day
Die Übergabe der mit je 25 000 Franken dotierten Preise erfolgt am 23. September 2015 am Sitz des SNF in Bern. Die Preisverleihung, zu der Medienschaffende und Interessierte eingeladen sind, ist zugleich Abschluss des Advanced Researchers’ Day, einer Informationsveranstaltung des SNF für Forschende ab Stufe Postdoc.
Programm der Preisverleihung
23.09.2015, Wildhainweg 21, Plenarsaal, 17:30 Uhr
Begrüssung:
Prof. Beatrice Beck-Schimmer, Mitglied des Fachausschusses Karrieren des SNF
Laudatio auf Armelle Corpet, gefolgt von der Rede der Preisträgerin:
Prof. Brigitte Galliot, Mitglied der MHV-Evaluationskommission Biologie und Medizin
Laudatio auf Anna Nele Meckler, gefolgt von der Rede der Preisträgerin:
Prof. Peter Monkewitz, ehemaliges Mitglied der MHV-Evaluationskommission Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften
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