1,6 Millionen Franken für internationale Forschung zu Krisen und Gesundheit
Im Rahmen der Förderprogramme CHANSE, HERA und NORFACE unterstützt der SNF fünf Projekte mit Schweizer Beteiligung. Die Gelder gehen an internationale Forschungsteams, die sich mit Krisen und Wohlbefinden beschäftigen.
Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Markus Christen von der Universität Zürich untersucht gemeinsam mit Forschenden aus Polen, Rumänien und Österreich die sprachbasierte Kommunikation zwischen Menschen und KI-Modellen. An der Schnittstelle zwischen Ethik, Psychologie, Linguistik und Informatik gehen die Forschenden etwa der Frage nach, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit KI-Modelle glaubwürdig kommunizieren und Menschen sich auf sie einlassen. Ziel des von Markus Kneer von der Universität Graz geleiteten Projekts ist es, Prinzipien für eine verantwortungsvolle Gestaltung und Nutzung von KI-Sprachmodellen zu formulieren. Diese wenden die Forschenden bei einer generativen KI-Technologie des Schweizer Nachrichtenportals «Polaris News» an, die Laien beim Verfassen ausgewogener Nachrichten unterstützt.
HERA: 12 Millionen für 10 Projekte
Dieses KI-Projekt kommt mit Hilfe des SNF zustande. Es wird im Rahmen einer gemeinsamen Ausschreibung der Programme HERA (Geisteswissenschaften in der europäischen Forschung) und CHANSE (Zusammenarbeit der Geistes- und Sozialwissenschaften in Europa) gefördert. Diese Ausschreibung richtete sich an internationale, interdisziplinäre Forschungsteams, die aktuelle und vergangene Krisen und Herausforderungen aus einem originellen, vorwiegend geisteswissenschaftlichen Blickwinkel betrachten. Bewerben konnten sich Teams mit Forschenden aus mindestens vier und höchstens sechs der 22 beteiligten europäischen Länder. Von den 36 Projekten, die in die engere Auswahl kamen, werden nun zehn mit knapp 11,9 Millionen Euro gefördert. Markus Christens KI-Projekt ist das einzige mit Schweizer Beteiligung. Der SNF unterstützt es mit gut 350 000 Franken.
NORFACE: vier Schweizer Projekte
Auch das Programm NORFACE (Neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit der Forschungsförderungsagenturen in Europa) lancierte in Zusammenarbeit mit CHANSE eine Ausschreibung. Thema: Verbessern des zukünftigen Wohlbefindens. Krisen, psychische Gesundheit oder Wohlbefinden in Wirtschaft und Politik sollen insbesondere aus sozialwissenschaftlicher Sicht untersucht werden. Auch diese Ausschreibung richtete sich an multidisziplinäre Teams mit Forschenden aus mindestens vier und höchstens sechs der 18 beteiligten europäischen Länder. 36 Projekte wurden einer genaueren Prüfung unterzogen. Nun werden zehn davon mit rund 14,3 Millionen Euro unterstützt. An vier Projekten sind Forschende aus der Schweiz beteiligt. Der SNF unterstützt sie mit knapp 1,25 Millionen Franken. Genauso wie das HERA-Projekt mit Schweizer Beteiligung sind sie von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Dazu gehören folgende Forschungsvorhaben:
- Bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen oder einem Migrationshintergrund stellt man häufiger eine schlechte psychische Gesundheit fest als bei anderen Gleichaltrigen. Es gibt allerdings kaum Studien zum Zusammenhang zwischen Sprache und der entsprechenden Fähigkeit zur sozialen Interaktion und der psychischen Gesundheit von Kindern. Emily Cross von der ETH Zürich untersucht dies nun in Zusammenarbeit mit Forschenden aus Deutschland, Schweden und England. Dabei setzt sie Social Robots als neue Instrumente ein, um das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Kindern in der Schule zu messen. Ein Hauptaugenmerk legt sie auf beeinträchtigte und geflüchtete Kinder. Die Studie soll helfen, Massnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern zu entwickeln.
- Unsere psychische Gesundheit wird von unseren individuellen Ressourcen und von äusseren Einflüssen bestimmt. Zusammen mit Forschenden aus Deutschland, Litauen und Spanien untersucht Martin Debbané von der Universität Genf Eltern und ihre 8- bis 10-jährigen Kinder mit einem unterschiedlich hohen Risiko für eine schlechte psychische Gesundheit. Diese erhalten in der Studie unterschiedliche Präventionshilfen – genauso wie Lehrkräfte, in deren Klassen ein Risiko für Mobbing besteht oder eine negative Atmosphäre herrscht. Die Studie soll zeigen, wie entscheidend psychologische Regulationsmechanismen für ein gutes Wohlbefinden sind und inwiefern Präventionsprogramme das Auftreten psychischer Probleme verhindern können. Durch die Schulung von Sozialarbeiterinnen und Lehrern in den Präventionsmethoden will das Projekt eine langfristige, auch kosteneffiziente Wirkung erzielen.
Die beiden Ausschreibungen sind die einzigen in Sozial- und Geisteswissenschaften auf europäischer Ebene.
Beteiligte Länder bei HERA: Österreich, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, UK
Beteiligte Länder bei NORFACE: Österreich, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Estland, Frankreich, Deutschland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Polen, Rumänien, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, UK