Der Wissenschaftspreis Marcel Benoist geht an Pionier der Online-Psychotherapie

Der Wissenschaftspreis Marcel Benoist geht an Thomas Berger

Thomas Berger hat die Wirkung internetbasierter Psychotherapien belegt. Er wird mit dem Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet.

Er entwickelt und testet Therapien zur Prävention und Behandlung von psychischen Problemen und Störungen mittels digitaler Hilfsmittel wie Apps und Webseiten. Thomas Berger, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bern, ist ein Pionier. Als einer der international führenden Experten für Psychotherapieforschung hat er Online-Behandlungsmethoden im Vergleich zu rein konventionellen Therapieformen untersucht und ihre Wirkung empirisch belegt. Nun hat er den diesjährigen Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist erhalten, der unter Forschenden als Schweizer Nobelpreis gilt und mit 250'000 Schweizer Franken dotiert ist.

«Den Marcel Benoist Preis zu erhalten, ist für mich eine unglaublich grosse Ehre. Es ist eine riesige Anerkennung der Arbeit und Forschung auch meiner tollen Mitarbeitenden und Kooperationspartnerinnen und -partner, sowie unserer gemeinsamen Bestrebung, wirksame psychologische Interventionen vielen Menschen zugänglich zu machen», freut sich Berger.

Mit den von Berger entwickelten internetbasierten Selbsthilfeprogrammen können unter anderem Depressionen und Angststörungen, die zwei verbreitetsten psychischen Störungen, therapiert werden. Weitere Online-Tools bieten Hilfe bei Schlafstörungen oder bei psychischen Problemen nach Krankheiten und Trennungen. Berger erarbeitet zudem erfolgreich sogenannte Blended Treatments, welche Online-Behandlungen mit Offline-Therapiesitzungen kombinieren.

Die niederschwelligen digitalen Angebote können den Zugang zu Behandlungen für gewisse Gruppen von Patientinnen und Patienten stark verbessern, etwa solche, für die der Gang in die Therapie eine unüberwindbare Hürde darstellt. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie hat die Bedeutung von internetbasierten Therapieformen jedoch auch gesamtgesellschaftlich zugenommen. Und die Nachfrage wächst weiter. Aktuell arbeiten Thomas Berger und sein Team an Projekten zur weiteren Verbesserung der Wirksamkeit von Selbsthilfe- und Blended-Ansätzen bei Depressionen und Angststörungen. Zudem entwickeln sie mit Kooperationspartnern eine App zur Suizidprävention und Online-Interventionen für vulnerable Gesellschaftsgruppen wie Geflüchtete, die mit konventionellen Angeboten besonders schwer zu erreichen sind.

Gemeinsame Verleihung in Bern

Die Wahl des Preisträgers anhand wissenschaftlicher Kriterien wurde durch den Schweizerischen Nationalfonds SNF im Auftrag der Marcel Benoist Stiftung durchgeführt. Die Verleihung des Preises findet gemeinsam mit der Vergabe des Schweizer Wissenschaftspreises Latsis am 4. November 2021 im Berner Rathaus statt.

Der Präsident der Marcel Benoist Stiftung, Bundespräsident Guy Parmelin, wird die Preise überreichen. Er betont: «Es freut mich ausserordentlich, dass wir zwei herausragende Forscher mit den Schweizer Wissenschaftspreisen 2021 ehren dürfen. Thomas Berger und Nicola Aceto leisten beide mit ihrer Arbeit grosse Verdienste für unsere Gesellschaft und stehen exemplarisch für die Exzellenz des Schweizer Forschungsplatzes.»

Der Preisträger 2021: Thomas Berger

Thomas Berger (1971) wuchs in Konolfingen auf und studierte Psychologie an der Universität Bern. Er promovierte an der Universität Freiburg im Breisgau und war daneben als Psychotherapeut tätig, unter anderem im Sanatorium Kilchberg. Nach zwei Stationen als Oberassistent an den Universitäten Genf und Bern, wechselte er mit einem SNF-Stipendiumfür fortgeschrittene Forschende an die Universität Linköping in Schweden.

Anschliessend kehrte er an die Universität Bern zurück und habilitierte im Rahmen eines Ambizione-Stipendiums des SNF.

Ab 2013 forschte und lehrte Thomas Berger im Rahmen einer SNF-Förderungsprofessur an der Universität Bern und seit 2018 ist er am dortigen Institut für Psychologie ordentlicher Professor und Leiter der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie. Thomas Berger war an zwei grossen europäischen Forschungsprogrammen beteiligt und wurde für seine Forschung bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Outstanding Early Career Achievement Award der Society for Psychotherapy Research.

Die Marcel Benoist Stiftung

Seit 1920 zeichnet die Marcel Benoist Stiftung jedes Jahr unabhängig und hochschulübergreifend herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Sie ehrt damit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für die Exzellenz des Forschungsplatzes Schweiz stehen. Bereits elf Preisträger haben später den Nobelpreis erhalten. Das Nominations-und Evaluationsverfahren wird vom SNF im Auftrag der Marcel Benoist Stiftung durchgeführt. Der Preis 2021 wird im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften vergeben.

Dies ist eine Pressemitteilung der Marcel Benoist Stiftung und der Fondation Latsis.