Dominik Hangartner erhält den Nationalen Latsis-Preis 2019
Im Rahmen einer Zeremonie nahm Politikwissenschaftler Dominik Hangartner den mit 100 000 Franken dotierten Nationalen Latsis-Preis 2019 entgegen.
Für seine exzellente empirische Forschung über die Auswirkungen der Migrationspolitik wurde Dominik Hangartner der Nationale Latsis-Preis 2019 verliehen. Der 39-jährige Politikwissenschaftler ist Professor an der ETH Zürich und der London School of Economics. Der SNF hat mehrere seiner Projekte unterstützt. Von 2018 bis 2022 ist er zudem als Projektleiter am Nationalen Forschungsschwerpunkt "On the Move" beteiligt. Der Preis wird jährlich vom SNF im Auftrag der Genfer Latsis-Stiftung vergeben. Die 36. Preisverleihung fand am 16. Januar 2020 im Berner Rathaus statt.
"Dominik Hangartner bringt Forschung direkt in die Gesellschaft ein, denn er hat einen Algorithmus entwickelt, dank dem Asylsuchende mit höherer Wahrscheinlichkeit Arbeit finden," sagt Matthias Egger, Präsident des SNF-Forschungsrates, "ausserdem sorgt er vorbildhaft für den unbeschränkten Zugang zu seinen Forschungsresultaten, indem er den Code für diesen Algorithmus allen Forschenden kostenlos zur Verfügung stellt. Dominik Hangartner stärkt damit die Weiterentwicklung in Wissenschaft und Gesellschaft."
Politikwissenschaftler und SNF-Forschungsrat Ioannis Papadopoulos betonte in seiner Laudatio, wie aussergewöhnlich Dominik Hangartners Vorgehen sei: "Seine grosse intellektuelle Leistung ist es, wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu produzieren, sie den Entscheidungsträgern zu kommunizieren und ihnen so zu helfen, geeignete Massnahmen zu ergreifen." Dies sei eher eine Ausnahme. Die Arbeiten der meisten Forschenden seien nur akademischen Insidern bekannt, und die politisch einflussreichsten Wissenschaftler seien nicht unbedingt diejenigen mit dem besten Ruf unter ihresgleichen. Bei Dominik Hangartner hingegen gingen wissenschaftliche Exzellenz und soziale Wirkung Hand in Hand.
Diese rare Kombination wurde auch von Barbara Büschi gewürdigt. Sie ist stellvertretende Direktorin des Staatssekretariates für Migration, mit dem Hangartner zusammenarbeitet. "Er versteht es, Projekte zu entwickeln, die sich an Bedürfnissen der Behörden und der Migrantinnen und Migranten orientieren. Seine Vorschläge sind umsetzbar und können rasch Wirkung entfalten."
Zum richtigen Zeitpunkt
Die Forschungen und Lösungsansätze von Hangartners Forschungsteam erfolgen für den Vizepräsidenten des Berner Regierungsrates Pierre Alain Schnegg zum richtigen Zeitpunkt: "In den kommenden Jahren werden viele Menschen, die mit den Migrationsströmen in die Schweiz gekommen sind, aus der Obhut des Bundes entlassen und von den Kantonen und Gemeinden aufgenommen. Unser grosses Ziel ist es, sie möglichst rasch in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren." Dank Hangartners Team würde der wissenschaftliche Boden für ein besseres Gelingen gelegt.
Als Forschender folge man seiner wissenschaftlichen Neugier und hoffe, dass andere die Erkenntnisse auch interessant finden, sagte Simon Gächter, Wirtschaftswissenschaftler und Träger des Nationalen Latsis-Preises 2004. Er brachte damals mittels Experimenten zu Kooperation und Bestrafung das theoretische Modell des "Homo Oeconomicus", der rein rational handelt und immer die eigenen Interessen verfolgt, ins Wanken. "Der Latsis Preis war für mich eine enorme Bestätigung und Ansporn, in diese Richtung weiter zu forschen."
Auch Dominik Hangartner versteht den Latsis-Preis als Anerkennung und wünscht sich für die Zukunft seiner Forschung, dass "wir für möglichst jedes Problem, dass wir in der Migrationspolitik dokumentieren, auch eine Lösung entwerfen und im Feld testen können – zumindest eine partielle. Mit diesem Forschungsprogramm wird uns die Arbeit bestimmt nicht ausgehen."
Für junge Forschende
Der Nationale Latsis-Preis ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Schweiz und honoriert herausragende wissenschaftliche Leistungen einer in der Schweiz tätigen Forscherin oder eines Forschers im Alter von maximal 40 Jahren.