Studie zu sozialer Innovation in der Forschung
Forschende befassen sich nicht nur mit theoretischen Fragen, sondern suchen Lösungen für gesellschaftliche Probleme. Dies zeigt eine Studie über die Effekte der vom SNF finanzierten Forschungsprojekte.
Geflüchtete Menschen mit einem neu entwickelten Algorithmus so im Land verteilen, dass sie am neuen Ort möglichst schnell Arbeit finden oder das Gesundheitsrisiko durch Lärm genauer verstehen und diesen dadurch besser regulieren können: Zwei Beispiele für Forschungsergebnisse, welche direkt Einfluss auf unseren Alltag nehmen. Innovation kann nicht nur in technisch-wirtschaftlicher, sondern auch in sozialer Hinsicht erfolgen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sie zu neuen Perspektiven, Anpassungen in Regulierung oder eben einer Verhaltensänderung führt. Dieses Konzept der sozialen Innovation wollte der SNF genauer untersuchen. Er wollte wissen, inwiefern die von ihm finanzierte Forschung über die rein wissenschaftliche Dimension hinaus Auswirkungen hat. Dafür hat er das in Österreich ansässige Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) mit einer Studie beauftragt.
Eine Studie mit zwei Phasen
Die Studie wurde von 2021 bis 2022 durchgeführt. Insgesamt 361 Forschende, die ein vom SNF finanziertes Projekt leiteten, erklärten sich bereit, an der Studie teilzunehmen. In einem ersten Schritt füllten sie einen Fragebogen aus, der sie nach ihrer eigenen Einschätzung über die Wirkung ihres Projektes befragte. Zentrale Themen darin waren, warum sie sich für ein konkretes Forschungsthema entschieden hatten und welche Akteure und Akteurinnen ausserhalb der Wissenschaft in ihrem Projekt eine Rolle spielten. Um noch besser verstehen zu können, wie die Projekte zu Innovationen geführt haben könnten, führte das ZSI in einer zweiten Phase vertiefende Interviews mit 56 Forschenden und ihren Praxispartnern durch.
Die gelebte Praxis verbessern
Die Mehrheit der Forschenden hatte von Beginn an das Ziel, mit ihrer Arbeit eine Wirkung über die Wissenschaft hinaus zu erzielen, wie die Ergebnisse der Studie zeigen. Ihre Erkenntnisse sollen beispielsweise dazu beitragen, die Perspektive in politischen Diskussionen zu erweitern. Dass die Praxis in Krankenhäusern, Schulen und anderen wichtigen Gesellschaftsbereichen verbessert wird, ist oft ebenfalls Ziel von Forschungsprojekten.
Als besonders wichtig für eine Wirkung über die Wissenschaft hinaus hat sich gezeigt, Personen aus der Praxis aktiv in die Forschung einzubeziehen. Diese Transdisziplinarität bedeutet, dass Forschende aus verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen Gruppen von Direktbetroffenen zusammenarbeiten. Dabei kann es sich beispielsweise um Patienten oder Praktikerinnen aus der Verwaltung handeln. Eine weitere Erkenntnis der Untersuchung: Je wichtiger den Forschenden die Lösung konkreter Probleme in der Praxis ist, umso stärker arbeiten sie transdisziplinär.
Sämtliche Potentiale der Forschung nutzen
Die Studie macht aber auch deutlich, wo noch Herausforderungen liegen. Der SNF fördert vor allem Grundlagenforschung. Diese Forschungsprojekte liefern nur selten Lösungen, die direkt in der Praxis anwendbar sind. Bisher tragen die Forschenden vor allem indirekt zu Innovationen bei, indem sie das Verständnis für komplexe Probleme verbessern.
Sämtliche Potentiale der Forschung zu nutzen, ist ein Schwerpunkt des SNF für die Mehrjahresperiode von 2025 bis 2028. Um den Austausch zwischen Forschenden und ausserwissenschaftlichen Akteuren zu stärken, soll den Forschenden Beratung angeboten werden, zum Beispiel in Form eines Mentorings. Das gemeinsam mit Innosuisse angebotene Förderprogramm BRIDGE unterstützt die breitere Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse seit 2017. Es soll noch breiter aufgestellt und sein Angebot auch für soziale Innovationen verbessert werden.