Freier Zugang zu Publikationen: Der SNF unterstützt den europäischen Plan S
Europäische und nationale Forschungsförderer sollen ab 2020 alle Forschenden dazu verpflichten, ihre Publikationen frei zugänglich zu machen. Der SNF unterstützt diesen heute in Brüssel publizierten Plan S. Allerdings kann er ihn zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht unterzeichnen.
Die Europäische Kommission und Science Europe, die Vereinigung nationaler Forschungsförderer und Forschungsorganisationen, wollen mit dem Plan S den Strukturwandel im wissenschaftlichen Publikationssystem weiter vorantreiben. Der freie Zugang oder Open Access (OA) soll ab 2020 Standard sein im Europäischen Forschungsraum (EFR), zu dem auch die Schweiz gehört.
Pflicht für alle Forschenden
Was bedeutet das konkret? Ab 2020 sollen alle Forschenden, die finanzielle Mittel von einem Forschungsförderer erhalten, verpflichtet werden, ihre Resultate zu 100% direkt in Open-Access-Zeitschriften oder auf Open-Access-Plattformen zu publizieren. Auf solche Publikationen können die Leserinnen und Leser sofort digital und kostenlos zugreifen. Allfällige Publikationskosten werden von den Förderern übernommen. Diese begrenzen die Höhe der Kosten und machen sie transparent.
Differenz zur OA-Politik 2020 des SNF
Elf nationale Förderorganisationen haben den Plan S bereits unterzeichnet. Weitere nationale Förderorganisationen sowie der Europäische Forschungsrat (ERC) und die Europäische Kommission unterstützen ihn, warten aber aus rechtlichen oder anderen Gründen mit der Unterzeichnung zu.
Dies gilt auch für den Schweizerischen Nationalfonds. «Wir unterstützen den Plan S, können ihn aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht unterzeichnen», sagt Matthias Egger, der Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF. Der Grund: Der SNF hat im Frühjahr 2018 seine Open-Access-Politik 2020 eingeführt. Damit verfolgt er dasselbe Ziel wie die Europäische Kommission und Science Europe, nämlich ab 2020 freier Zugang zu allen Publikationen. Im Gegensatz zum Plan S lässt aber die OA-Politik des SNF die Erstveröffentlichung in einer kostenpflichtigen Zeitschrift und die nachträgliche Ablage auf einer OA-Plattform zu. Dieser sogenannte grüne Weg zu Open Access ist auch in der Nationalen Open-Access-Strategie 2024 der Schweizer Hochschulen enthalten.
«Wir werden nun die Schweizer Hochschulen, die Akademien der Wissenschaften und andere Partner konsultieren und zu einem späteren Zeitpunkt über eine Unterzeichnung entscheiden», sagt Matthias Egger. Vorläufig wird der SNF an seiner OA-Politik 2020 festhalten und weiterhin den grünen Weg anerkennen.
Nutzen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
Der Grundsatz des freien Zugangs ist für den SNF unbestritten: «Mit öffentlichen Geldern finanzierte Forschungsresultate sind ein öffentliches Gut», betont Matthias Egger. «Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft haben grossen Nutzen, wenn sie sofort und kostenlos auf diese Resultate zugreifen und sie verwenden können.» Mit seiner OA-Politik 2020 leistet der SNF dazu einen wesentlichen Beitrag.