Forschungsförderer aus der ganzen Welt treffen sich in Interlaken
Der Global Research Council in der Schweiz! Als Gastgeber fungierte der SNF gemeinsam mit seiner Partnerorganisation FONSTI aus der Elfenbeinküste. Das Hauptthema des diesjährigen Kongresses war die Nachhaltigkeit der Forschung.
Beim jährlich stattfindenden Kongress des Global Research Council (GRC) trafen sich Ende Mai in Interlaken 60 Forschungsförderer aus 53 Ländern. Die regulär am GRC teilnehmenden Institutionen verfügen über ein Gesamtbudget von über 80 Milliarden Dollar, ausgedrückt in Kaufkraftparität (Weltbank), die sie für die Finanzierung von Forschungsaktivitäten ausgeben. Die beiden Ko-Gastgeber dieses Anlasses mit internationaler Ausstrahlung stehen für die Kooperation des globalen Nordens mit dem globalen Süden: auf der einen Seite der Schweizerische Nationalfonds (SNF) mit seiner über 70-jährigen Tätigkeit als Forschungsförderungsinstitution, auf der anderen der noch junge ivorische FONSTI – Fonds National pour la Science, la Technologie et l'Innovation. Die wichtigsten Akteure der globalen Forschungsszene kamen für eine Woche im Berner Oberland zusammen und diskutierten über die Forschung von morgen.
Internationale Vernetzung im Blick
Für den Schweizer Forschungsstandort bot der Anlass Gelegenheit, hiesigen Forschungstätigkeiten im Bereich der nachhaltigen Entwicklung in den globalen Fokus zu setzen. Dazu Matthias Egger, Forschungsratspräsident des SNF: «Wir erleben eine bewegte Zeit mit schnellen Veränderungen und weltweiten Herausforderungen. Es ist unsere Verantwortung, durch Zusammenarbeit in der Forschung zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung beizutragen.» Dass dies auf Augenhöhe geschieht, ist für Yaya Sangaré, Generalsekretär des FONSTI, besonders zentral: «Als Vertreter des globalen Südens legen wir grossen Wert darauf, dass wir nicht nur von den Erfahrungen unserer Partnerorganisationen profitieren, sondern auch unsere Perspektive als Länder des Südens einbringen können. Wir betrachten unsere Partnerschaft mit der Schweiz als Modell für zukünftige Nord-Süd-Kooperationen im GRC.»
Schwerpunkt Nachhaltige Forschung
Während vier Konferenztagen (27. bis 30. Mai) widmeten sich die teilnehmenden Organisationen hauptsächlich dem Thema Nachhaltige Forschung. Dabei standen einerseits Aspekte im Fokus, die sich mit der Forschung zu nachhaltiger Entwicklung beschäftigten und dazu beitragen, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.
Andererseits ging es insbesondere auch darum, wie die Forschung selbst nachhaltiger werden kann. Dazu Gabriela Wülser von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT): «Wir müssen auch dafür sorgen, dass sich die Forschungskultur ändert. Dafür ist es wichtig, auf die Nachhaltigkeit der Forschungspraxis zu fokussieren.»
Ergebnisse der GRC-Konferenz
Der Konsens der Teilnehmerorganisationen spiegelt sich in der Grundsatzerklärung (Statement of Principles) wider, die der GRC im Nachgang des Treffens veröffentlicht. Einige der wichtigsten Punkte zum Aspekt Forschung für eine nachhaltige Entwicklung lauten:
- Forschungsförderer anerkennen ihre Rolle und tragen Verantwortung dafür, dass die Forschung zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt.
- Das internationale, multilaterale Zusammenwirken von Geldgebern und Forschenden wird unterstützt; globale Herausforderungen erfordern grenzüberschreitende Zusammenarbeit unter gleichberechtigten Partnern.
- Anwendungsorientierte Forschung benötigt finanzielle Unterstützung, die flexibel genug ist und längere Zeithorizonte erlaubt.
- Forschung muss verschiedene Perspektiven aus der Gesellschaft einbeziehen, damit ihr Beitrag an die nachhaltige Entwicklung langfristig gelingt. Forschende benötigen die dafür notwendigen Kompetenzen.
- Forschende und ihre Förderinstitutionen stehen im Dialog mit der Gesellschaft; sie kennen deren Bedürfnisse und beziehen diese in ihrer Arbeit ein.
- Durch glaubwürdiges, nachvollziehbares Handeln bauen Forschende Vertrauen auf.
Die Grundsatzerklärung macht auch Aussagen zum Aspekt, dass die Forschung selbst nachhaltiger werden soll:
- Forschungsförderer anerkennen ihren Einfluss auf wissenschaftliche Systeme und gehen mit gutem Beispiel voran, z.B. schaffen sie Anreize für nachhaltige Praktiken bei der Realisierung von Forschungsprojekten (Mobilität, Abfallmanagement, Gleichstellung der Geschlechter, soziale Eingliederung, Qualität vor Quantität, Beschäftigungsbedingungen).
- Forschungsförderer bündeln ihre Ressourcen und sorgen für eine grössere und längerfristige Wirkung; zudem nutzen sie bewährte Verfahren gemeinsam.
- Sie fördern die offene Wissenschaft (Open Science) als Grundlage für die Verbreitung von Forschungsergebnissen; und sie gewährleisten damit eine effektive Verwaltung, Nutzung und Wiederverwendung von Forschungsdaten sowie den sicheren weltweiten Zugang zu Forschungspublikationen.
Eine weitere wesentliche Erkenntnis erwähnt die stellvertretende Vorsitzende des GRC-Vorstands sowie Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Katja Becker: «Es ist wichtig und gut, dass die Forschung sich vielerorts für die Bedürfnisse und die Interessen der Gesellschaft öffnet und für diese eintritt. Der GRC unterstützt Forschungsförderer weltweit dabei, ihren wichtigen Beitrag zu leisten und Verantwortung für zukünftige Generationen zu tragen.»
Über die Organisationen
Der Global Research Council vernetzt die weltweit wichtigsten Fachpersonen der Forschungsförderung und unterstützt eine hochwertige Zusammenarbeit unter den teilnehmenden Forschungsförderungsagenturen.
Der FONSTI wurde 2008 geschaffen und ist die zentrale Forschungsförderungsagentur in Côte d’Ivoire. Bei der Gründung der Organisation war die Schweiz durch finanzielle und institutionelle Unterstützung beteiligt. 2023 unterschrieben der FONSTI und der SNF eine Absichtserklärung, die Zusammenarbeit zu vertiefen. Ein wichtiges Ziel des FONSTI neben der Unterstützung der Wissenschaft ist es, zur nachhaltigen Entwicklung der Elfenbeinküste beizutragen.