Mit Fluoreszenz Lymphödeme rasch ausfindig machen
Ein harmloser Farbstoff verrät, wo Lymphgefässe blockiert sind, bevor Schwellungen sichtbar werden. Das ermöglicht frühzeitige Therapie.
Das Lymphsystem dient dem Körper als eine Art Müllabfuhr: Es transportiert unerwünschte Substanzen aus dem Gewebe ab. Die Zerstörung von Lymphgefässen – etwa durch eine Krebsoperation, Strahlentherapie oder einen Unfall – kann deshalb zu Ansammlungen von Giftstoffen und Flüssigkeit in Armen oder Beinen führen. Diese Schwellungen, sogenannte Lymphödeme, verhärten auf Dauer das Gewebe, lösen Entzündungen aus und schwächen das Immunsystem. Sie frühzeitig zu erkennen und den Erfolg von Therapien zu messen ist bisher nur durch aufwändige Untersuchungen, zum Teil mit radioaktiven Substanzen möglich.
Ein Team um den vom SNF geförderten Dermatologen Michael Detmar hat nun aber eine einfache Methode dafür entwickelt und sie erstmals am Menschen getestet. Am interdisziplinären Projekt waren neben der ETH Zürich auch das Universitätsspital Zürich und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften beteiligt.
Mit Smartwatch sich selbst überwachen
Die Forschenden injizierten zehn Versuchspersonen, die unter einem Lymphödem litten, mit einer Mikronadel einen ungiftigen fluoreszierenden Farbstoff in Arme oder Beine. Ein kleines Messgerät ermittelte dann, wie schnell die Fluoreszenz wieder abnahm – also wie effektiv das Lymphsystem den Farbstoff abtransportierte. Dabei zeigte sich, dass das Konzept funktioniert: Wie erwartet, verschwand die Fluoreszenz in gesunden Gliedmassen messbar schneller als in erkrankten Gliedmassen. Zudem traten keine Nebenwirkungen auf.
Die Fluoreszenz-Messung könnte laut Detmar in Zukunft dabei helfen, Lymphödeme – die beispielsweise noch Jahre nach einer Brustkrebsoperation auftreten – zu erkennen, noch bevor Schwellungen sichtbar sind. Eine frühzeitige Therapie, etwa durch Massage und Kompression, kann dann irreversible Schäden verhindern. Als nächstes möchte das Team nun ein tragbares Gerät ähnlich einer Smartwatch entwickeln, das automatisch Farbstoff injiziert und Fluoreszenz misst – damit könnten Betroffene die Funktion des Lymphsystems zu Hause selbst überwachen