Wissenschaftspreis Marcel Benoist würdigt Friedensforschung
Der ETH-Professor Lars-Erik Cederman wurde am 15. November 2018 mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet. Gewürdigt wurde er für seine Erkenntnisse in der internationalen Konfliktforschung.
Der Wissenschaftspreis Marcel Benoist ist der renommierteste Wissenschaftspreis der Schweiz. Seit 1920 zeichnet die gleichnamige Stiftung herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. In der bald hundertjährigen Geschichte haben bisher zehn Preisträger später den Nobelpreis erhalten. Die Verleihung des diesjährigen Preises hat am 15. November in Bern stattgefunden. Die Laudatio hielt Prof. Scott Gates vom Oslo Peace and Research Institute.
Forschung könnte Kriege verhindern
Der Anlass stand ganz im Zeichen des Preisträgers Lars-Erik Cederman. Der Professor für Internationale Konfliktforschung der ETH Zürich präsentierte seine Forschung und erklärte, wie er den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Konflikten erforscht. Ein aktuelles Forschungsprojekt seines Teams untersucht die Wechselwirkung zwischen Staatsveränderung, Nationalismus und Krieg.
Cedermans Forschung ist computergestützt. Er legt umfangreiche Datenbanken an, die neben objektiven sozioökonomischen Daten auch subjektive Daten wie persönliche Einstellungen umfasst. Neben Statistiken, nutzt Cederman auch Big-Data-Analysen – zum Beispiel von Satelliten-Daten. Starke Lichtemissionen lassen laut Cederman auf grosse wirtschaftliche Aktivität schliessen. Ethnische Minderheiten gehören oft zum ärmeren und ausgegrenzten Teil der Bevölkerung und leben in Regionen mit wenig elektrischem Licht.
Cederman konnte unter anderem aufzeigen, dass politische und wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen Zentralstaat und Minderheiten das Konfliktpotenzial erhöhen, wohingegen eine ausgewogene Verteilung von Macht, Wohlstand und Grundversorgung ein Land stabilisieren kann.
Von der Forschung in die Politik
Der Stiftungsratspräsident und Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann würdigt den Preisträger: "Die Arbeit von Professor Cederman ruft uns in Erinnerung, welch wichtigen Beitrag die Geistes- und Sozialwissenschaften zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten." Der Bundesrat ist überzeugt, dass Trends und neue Möglichkeiten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern früher und genauer erkannt werden, als von der Politik. "Deshalb hoffe ich, dass die Erkenntnisse zur Friedensbildung schnell auch den Weg in die Politik finden", so Johann N. Schneider-Amman.
Nomination aus den eigenen Reihen
Nominiert wurde Preisträger Cederman von Mitgliedern seines eigenen Teams. Dies sei die schönste Bestätigung für die eigene Arbeit, findet Bundesrat Schneider-Ammann. Die Nomination zeige klar, dass Professor Cederman mit seinem Engagement eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern inspiriere.
Der Bundesrat ist überzeugt: "Der Kern der Wissenschaft ist Neugierde und Mut, Altbewährtes zu hinterfragen. Neugier und Offenheit reichen jedoch nicht aus, es braucht auch gute Rahmenbedingungen. Der Bund investiert jährlich mehrere Milliarden Franken in die Hochschulen und in die Forschung. Dieses Geld ist gut angelegt!"
Auswahl erstmals durch den Schweizerischen Nationalfonds
Dieses Jahr war erstmals der Schweizerische Nationalfonds (SNF) für die Auswahl der Preisträgerin oder des Preisträgers verantwortlich. "Der Wissenschaftsbetrieb ist komplex und stellt hohe Anforderungen an die Forschungsförderung und die Auswahl der besten Forschenden. Der SNF arbeitet mit innovativen Verfahren, um die Selektionsprozesse so fair wie möglich zu gestalten", sagte Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats.
Professor Cederman wurde aus 26 Nominierten ausgewählt. Das Evaluations-gremium des SNF bestand aus zwei Vertretern des öffentlichen Lebens und aus sechs internationalen Expertinnen und Experten sowie aus Mitgliedern des Nationalen Forschungsrats des SNF und einer Vertretung der Stiftung Marcel Benoist. Das Auswahlverfahren erfolgte weitgehend digital und anonymisiert. Das Geschlecht, die Publikationsliste und die Hochschule der Anwärterinnen und Anwärter wurden erst in einer zweiten Bewertungsrunde dem Evaluationsgremium offengelegt.