NFS LIVES (2011–2022)

Leitung des NFS: Dario Spini (2011–2022) Co-Leitung des NFS: Michel Oris (2011–2015), Eric Widmer (2015–2022)

Heiminstitutionen: Universität Lausanne; Universität Genf

Forschungsthemen des NFS

Der NFS «LIVES – Überwindung der Verletzbarkeit im Verlauf des Lebens» widmete sich dem Konzept der Verletzbarkeit. Dieses beschreibt externe Faktoren oder Stressoren, die sich negativ auf den Lebensverlauf eines Menschen auswirken können, sowie die vorhandene oder fehlende Fähigkeit, Ressourcen zu nutzen, um diese Lebensereignisse zu bewältigen. Mit der Untersuchung der Verletzbarkeit im Rahmen des NFS konnte das Verständnis darüber verbessert werden, aus welchen Gründen der Lebensverlauf von Menschen eine negative Wendung nehmen kann und mit welchen Massnahmen die dafür verantwortlichen sozioökonomischen Faktoren beeinflusst werden können. Mit vergleichenden Längsschnittanalysen wurde analysiert, welche Rolle gesellschaftliche Strukturen und persönliche Ressourcen bei der Überwindung der Verletzbarkeit spielen. Überdies wurde ein neuer, multidisziplinärer theoretischer Rahmen für Verletzbarkeit entwickelt.

Wissenschaftlicher Impact

Für die Entwicklung eines theoretischen Rahmens zum Konzept der Verletzbarkeit musste ein multidisziplinäres Forschungsteam gebildet und motiviert werden. Bei der erfolgreichen Umsetzung verlagerte das Konsortium den Schwerpunkt von der anfänglich eher statischen Betrachtung von Verletzbarkeit als Syndrom – einem dauerhaften Zustand der Abhängigkeit oder mangelnden Autonomie häufig betroffener sozialer Gruppen (z. B. arme Menschen, chronisch Kranke oder Flüchtlinge) – hin zu einem stärker prozessorientierten Verständnis des Kernkonzepts. Verletzbarkeit wird demnach definiert als ein Prozess des Verlusts von Ressourcen in einem oder mehreren Lebensbereichen, der die Betroffenen gefährdet, weil sie akut oder chronisch nicht in der Lage sind, Stressoren zu vermeiden oder zu bewältigen. Die Umsetzung des Rahmens in die empirische Forschung stand im Zentrum des NFS.

Bleibende Strukturen

Der NFS LIVES hat sich zu einem international anerkannten Methodik-Zentrum für Lebensverlaufsanalysen entwickelt. Die Schweiz dürfte in diesem Forschungsbereich weiterhin eine führende Rolle spielen, insbesondere dank dem wichtigsten Vermächtnis des NFS, dem interinstitutionellen «Swiss Centre of Expertise in Life Course Research» (LIVES Centre) an den Universitäten Lausanne und Genf. Ausserdem wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) das «LIVES Social Innovation Lab» (LSI) gegründet. Ziel der Projekte war es einerseits, ein Stellenportal für verletzbare Menschen zu schaffen, und andererseits, Ansätze zur Entwicklung von Projektideen zu finden, die eine Brücke zwischen Forschung und Praxis schlagen.

  • Finanzierung

    Dropdown Icon

    Der SNF bewilligte für diesen NFS 39,6 Millionen Franken während einer Laufzeit von 12 Jahren. Die nachstehende Tabelle zeigt, dass mit diesem Betrag rund 33 Prozent der Gesamtausgaben des NFS finanziert wurden. Bei den restlichen Mitteln handelte es sich um Eigenmittel der Heiminstitution oder der beteiligten Gruppen oder um Beiträge von Dritten.

    Finanzierung 2011–2022 (Schweizer Franken)

    Finanzierungsquelle

    2010-2014

    2014-2018

    ​2018-2022

    Total

    SNF-Beitrag

    13'725'804

    14'681'434

    11’227’250

    39’634’488

    Beiträge Heiminstitutionen

    5’636’219

    14’004’774

    22’406’141

    42’047’134

    Gruppengelder der Projektbeteiligten

    11’294’963

    12’544’619

    13’806’742

    37’646’324

    Drittmittel

    5'440'407

    955'918

    581'068

    2'081'393

    Total

    31'201'393

    42'186'745

    48'021'201

    121'409'339

    Quelle: SNF-Daten