Verblüffende Bilder aus dem Forschungsalltag
Der SNF-Wettbewerb für wissenschaftliche Bilder 2022 bietet ungewöhnliche Einblicke in die Schweizer Forschung. Die Jury hat 14 Werke ausgezeichnet, die zum Nachdenken, Staunen und Schmunzeln anregen. Im Mai 2022 werden sie an den Bieler Fototagen ausgestellt.
Die virtuelle Darstellung eines historischen Gebäudes, der Tanz der Neuronen, eine schwimmende Untertasse und verwesende Kadaver: Die internationale Jury des SNF-Wettbewerbs für wissenschaftliche Bilder 2022 hat vier erste Preise und zehn Auszeichnungen vergeben. Insgesamt wurden dieses Jahr 334 Werke eingereicht. Sie alle bilden die enorme Vielfalt der Forschungswelt in der Schweiz ab, machen neugierig, werfen Fragen auf und faszinieren.
Feinfühlig und poetisch in Szene gesetzte Daten
Die Visualisierung eines historischen Gebäudes mittels 15 Milliarden Punkten in drei Dimensionen erhielt den ersten Preis in der Kategorie «Das Forschungsobjekt». Das Bild von Patrick Fleming und Petronella Mill von der ETH Zürich überzeugte die Jury durch den «verblüffenden Detailgrad und eine Projektion ins Metaversum der Zukunft».
Der erste Preis in der Kategorie «Die Männer und Frauen der Wissenschaft» ging an Lara Indra von der Universität Bern für die Aufnahme durch eine Wildtierkamera. Sie entstand während eines forensischen Projekts, das die Verwesungsprozesse im Wald erforscht, und nahm die Jury durch den «authentischen Einblick in die Feldarbeit» für sich ein. Die Doktorandin ergänzt: «An dieser Fotografie hat mir gefallen, dass die Kamera für einmal nicht einen Fuchs oder eine Maus aufgenommen hat, sondern mich selber bei der Arbeit.»
Julie Fahy von der Hochschule für Landschaft, Ingenieurwesen und Architektur in Genf gewann in der Kategorie «Die Orte und Werkzeuge» mit einer merkwürdigen «schwimmenden Untertasse», die sie zum Einfangen der von Teichen abgegebenen Treibhausgase einsetzt. Die Jury beeindruckte die Aufnahme mit einem «gut gewählten Bildausschnitt und eleganten Spiegelungen sowie einem humorvollen Touch», und weil sie zeigt, dass «Forschung oft erst durch kreative Einfälle und improvisierte Hilfsmittel» möglich wird. Für die Doktorandin sind Fotografien «ein geniales Instrument, mit dem wir sowohl unsere Arbeit und die Entwicklung der Teiche im Laufe der Jahreszeiten dokumentieren als auch unsere Feldarbeit konkret zeigen und Ergebnisse kommunizieren können».
In der Kategorie «Video» siegte die Zeitrafferaufnahme von Alexandre Dumoulin von der Universität Zürich, die mit mikroskopischen Bildern das Wachstum von Neuronen veranschaulicht. «Eine wunderschöne Visualisierung der Komplexität dynamischer Biologie», schreibt die Jury.
Gewürdigt wurden zehn weitere Werke, die zum Beispiel das Innere eines Elefantenrüssels, Details zur Reproduktion von Pflanzen oder mathematische Berge in Szene setzen.
Mehr als 2300 Bilder und Videos online abrufbar
Alle Werke, die in den bisherigen Wettbewerben eingereicht wurden – über 2300 – sind in einer Online-Galerie auf Flickr abrufbar. Die Bilder ab 2018 können für nicht-kommerzielle Zwecke und von den Medien mit Creative-Commons-Lizenz verwendet werden.
Die prämierten Bilder und Videos der Ausgabe 2022 sind in einer Ausstellung an den Bieler Fototagen vom 6. bis 29. Mai 2022 zu sehen. Eine Führung in Anwesenheit der Forscherinnen und Forscher findet am 12. Mai 2022 statt.
Die Jury 2022
Präsidiert wird die Jury von Lars Lindemann, Fotochef des Magazins Geo (Deutschland).
Die weiteren Jurymitglieder sind:
- Emmanuel Ferrand, Mathematiker, Universität Sorbonne (Frankreich)
- Emmanuelle Giacometti, Leiterin Espace des Inventions (Schweiz)
- Cécile Lestienne, Redaktionsleiterin «Pour la Science» und «Cerveau & Psycho» (Frankreich)
- Alexander Sauer, Fotograf (Schweiz)