Preis Marcel Benoist 2020: Nomination noch möglich
Zum Hundert-Jahr-Jubiläum wird der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist 2020 im Bereich Biologie und Medizin verliehen. Der ehemalige Preisträger Johan Auwerx erläutert die Bedeutung des Preises. Nominationen können noch bis zum 27. März eingereicht werden.
Der 1920 erstmals verliehene Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist gilt als ältester und renommiertester Forschungspreis der Schweiz. In den vergangenen 100 Jahren erhielten ihn mehr als 70 Forscher aus dem Bereich Biologie und Medizin – darunter spätere Nobelpreisträger wie Kurt Wüthrich oder Nils K. Jerne.
2016 wurde mit Johan Auwerx von der EPF Lausanne zuletzt ein Forschender aus diesem Bereich ausgezeichnet. Im Kurzinterview erläutert der Professor für molekulare Physiologie die Bedeutung des Schweizer Wissenschaftspreises und spricht über die bisherigen Preisträger, die ihn besonders inspiriert haben.
Welche Bedeutung hat der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist Ihrer Meinung nach für den Bereich Biologie und Medizin?
Es ist der wichtigste Schweizer Forschungspreis in diesem Bereich. Angesichts der hohen Qualität der biomedizinischen Forschung in der Schweiz kam den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern stets eine Vorreiter- und Leaderrolle auf ihrem jeweiligen Gebiet zu. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass mir diese prestigeträchtige Auszeichnung für meine Arbeit über die Ernährung und den Stoffwechsel verliehen wird.
Gab es unter den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern jemanden, der Sie besonders inspiriert hat?
Da alle Preisträgerinnen und Preisträger hochkarätige Forschende sind, ist dies schwer zu sagen. Die Studien der Professoren Aguzzi, Wüthrich, Keller und Hall waren alle bahnbrechend für die Biomedizin. Aber auch Preisträger in anderen Bereichen wie die Professoren Grätzel, Mayor und Gisin haben die Art und Weise, wie wir die Wissenschaft und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft betrachten, stark geprägt.
Der Preis Marcel Benoist wird für Forschungen verliehen, die die Gesellschaft und das menschliche Leben besonders stark beeinflussen. Welche Forschungen in Biologie und Medizin hatten Ihrer Ansicht nach die grösste Auswirkung auf die Gesellschaft?
Aus meiner Sicht als Molekularphysiologe ist der stärkste gesellschaftliche Einfluss unter allen Entdeckungen in der Biomedizin den frühen Entdeckungen zuzuschreiben, nämlich dass Wasser, sanitäre Einrichtungen und eine ausgewogene Ernährung für die Gesundheit der Bevölkerung unerlässlich sind. Grosse Teile der Weltbevölkerung haben nach wie vor keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen, was sie für viele übertragbare Krankheiten anfällig macht. Falsche Ernährung, beispielsweise durch einen Mangel an lebenswichtigen Mikronährstoffen wie Jod und Vitamine sowie Verunreinigungen der Lebensmittel durch Umweltschadstoffe sind in Entwicklungsländern immer noch ein grosses Problem, während entwickelte Staaten mit den Folgen von hochverarbeiteten Lebensmitteln und Überernährung konfrontiert sind. Der Zugang zu sauberem Wasser und gesunder Ernährung bleibt damit auch heute noch eine Herausforderung für die Wissenschaft.
Nominationen bis zum 27. März
Im Auftrag der Stiftung Marcel Benoist ist der SNF dieses Jahr wiederum für die Evaluation aller Nominierten und die Auswahl des Preisträgers oder der Preisträgerin zuhanden des Stiftungsrats zuständig.
Das Nominationsverfahren steht der erweiterten Forschungsgemeinschaft der Schweiz offen. Forschende, Führungsmitglieder von Forschungseinrichtungen sowie Vertreterinnen und Vertreter einer anderen Institution des öffentlichen oder privaten Rechts können ihre Vorschläge bis zum 27. März 2020 einreichen. Potenzielle Preisträger oder Preisträgerinnen sind Forschende, die in der Schweiz wohnen und zu mindestens 50% an einer Schweizer Forschungseinrichtung arbeiten. Die relevante Forschungsarbeit muss zum überwiegenden Teil während der Tätigkeit in der Schweiz entstanden sein. Alle Informationen zur Nomination befinden sich auf der Website der Stiftung Marcel Benoist.