Neun Empfehlungen für das nächste EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (FP10)

© Aurel Märki / SNF

Der SNF macht Vorschläge für das neue EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Der SNF fordert ein starkes Rahmenprogramm, welches die globalen Herausforderungen angeht und zum Wohlstand Europas beiträgt.

Die Gesellschaft steht vor grossen Herausforderungen, weltweit spitzen sich Klimakrise, Pandemien, Kriege sowie wachsender Populismus vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen zu. Deshalb ist es wichtig, mit dem nächsten EU-Rahmenprogramm – dem weltweit grössten Forschungs- und Innovationsförderprogramm - die Weichen für die Zukunft zu stellen. Das aktuelle Rahmenprogramm Horizon Europe läuft noch bis 2027.

Mit seinem Positionspapier leistet der Schweizerische Nationalfonds (SNF) einen Beitrag zur Gestaltung des nächsten EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation (2028-34). Es stellt die Vision und die Erwartungen an das FP 10 aus Sicht der Schweizer Forschungsförderung dar.

Fünf wichtige Grundsätze

Das Positionspapier definiert fünf Grundsätze für die Erarbeitung des nächsten EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation. Exzellenz soll das Hauptkriterium der Forschungsförderung sein, in Übereinstimmung mit dem Exzellenzmodell des Schweizerischen Nationalfonds und den Grundsätzen der Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA). Das Rahmenprogramm soll die Vielfalt in der europäischen Forschungslandschaft fördern und den bereits im vorangegangenen Rahmenprogramm eingeschlagenen Weg der offenen Wissenschaft fortsetzen. Da Offenheit entscheidend zum Erfolg der Wissenschaft beiträgt, soll das Rahmenprogramm den globalen Austausch von Gedanken und Ideen fördern. Einschränkungen dieses Grundsatzes sollen sich auf hochsensible Themen und auf Fälle beschränken, in denen eine Zusammenarbeit den Werten und Grundsätzen Europas widerspricht. Das Rahmenprogramm soll den Dialog und die Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und der Politik fördern, um Antworten auf künftige Herausforderungen zu entwickeln und Chancen zu nutzen. Nicht zuletzt soll sich das Rahmenprogramm in allen Bereichen des wissenschaftlichen Prozesses auf Werte wie akademische Freiheit, institutionelle Autonomie und die Grundsätze der Forschungsethik und -integrität stützen.

Neun Empfehlungen

Für ein ambitioniertes und erfolgreiches nächstes EU-Rahmenprogramm empfiehlt der SNF:

  1. Stärkung der globalen Perspektive von Forschung und Innovation: Ehrgeizige Strategie für die globale Zusammenarbeit auf der Grundlage gemeinsamer Grundsätze und Werte verfolgen.
  2. Stärkung des mehrdimensionalen Ansatzes für mehr Nachhaltigkeit: Ganzheitlicher Ansatz für die Nachhaltigkeit mit Investitionen auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Forschung verankern. Dazu gehören auch die Stärkung des Dialogs zwischen Gesellschaft und Wissenschaft, die Förderung von Inklusion und die Unterstützung der finanziellen Nachhaltigkeit von Projekten und Projektpartnern.
  3. Beibehaltung des zivilen Schwerpunkts: Abwägung der Wissenschaftsfreiheit gegenüber sicherheitspolitischen Überlegungen und wirtschaftlichem Nutzen.
  4. Förderung der Forschung in den Bereichen Sozial-, Geistes- und Kunstwissenschaften im gesamten Programm: Systematische und explizite Integration von Forschungsmöglichkeiten in allen drei Bereichen mit entsprechender Finanzierung.
  5. Neuausrichtung der missionsorientierten Forschung: Proaktiver, ergebnisorientierter Ansatz für die finanzierte Forschung und die Entwicklung von Missions auf der Grundlage von Evaluierungsergebnissen sowie eine Begrenzung des Beitrags aus den Rahmenprogrammen.
  6. Weiterentwicklung europäischer Partnerschaften: Sicherstellung der Unterstützung von Grundlagenforschung mit niedrigem Technologiereifegrad (TRL) und Stärkung von gemeinschaftlichen Design-Prozessen (Co-Creation).
  7. Integration von Infrastrukturen und Daten: Förderung des globalen Zugangs zu Forschungsinfrastrukturen und -daten sowie Verbesserung der Koordination. Integration von FAIR-Daten (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Wirkung der Forschung.
  8. Sicherstellung einer langfristigen Finanzierung und Schaffung einer zweckmässigen Verwaltung: Deutliche Erhöhung des Budgets zur Unterstützung der ehrgeizigen Ziele und weitere Anstrengungen hin zu einer schlankeren Verwaltung.
  9. Förderung der Laufbahnentwicklung von Forschenden und des Wissensaustauschs: Schaffung eines motivierenden Umfelds und Förderung langfristiger Karriereperspektiven für Forschende.

Links