NFS "Neuro – Plastizität und Reparatur des Nervensystems" (2001-2013)
NFS-Leiter: Prof. Hanns Möhler (2001-2005), Martin Schwab (2005 - 2013)
Heiminstitution: Universität Zürich
Forschung des NFS und wichtigste Resultate
Der NFS Neuro hatte das Ziel, die Mechanismen und Ursachen neurologischer Krankheiten besser zu verstehen und das Leiden der Patienten durch die Entwicklung neuer Therapien zu lindern. Nach 12 Jahren Forschung im NFS liegt eine Vielzahl neuer grundlegender Einsichten vor, die neue therapeutische Ansätze ermöglichen. Erfolgreiche Anwendungen mit klinischen Versuchen wurden bim NFS ei der Behandlung von Alzheimerkrankheit und Rückenmarksverletzungen sowie bei der roboter-unterstützten Neurorehabilitation realisiert.
Die Strukturierung der Forschung im NFS wurde durch die übergreifende Thematik, Plastizität und Reparatur des Nervensystems, geprägt. Von Beginn weg gab es 8 Forschungsprojekte, die meist aus Grundlagenforschenden und klinischen Neurowissenschaftlern sowie oft auch einem Ingenieur- oder Industriepartner zusammengesetzt waren. Schwerpunkte bildeten die Themenbereiche Plastizität (Stammzellen, Neuroprotektion, Plastizität und Regeneration) und neue Strategien für die Reparatur bei Schädigung des zentralen Nervensystems (Alzheimerkrankheit, Schlaganfall, Epilepsie, Multiple Sklerose und Rückenmarksverletzungen). Projekte in Neuro-Onkologie und Neurorehabilitationstechnik ergänzten die Themenpalette im Laufe der Zeit.
Der NFS konnte wichtige Fortschritte im Verständnis der Gehirnfunktionen und der Krankheitspathologie erzielen. Beispiele sind die Identifizierung von Signalwegen für die Entwicklungsentscheide neuronaler Stammzellen, die Entstehung neuer Nervenverbindungen nach Rückenmarks- und Hirnverletzungen als Grundlage für die Wiederherstellung neuronaler Funktionen nach Verletzungen, die Entdeckung der Existenz von Antikörpern mit neuroprotektivem Potential in gesunden Individuen, die Identifikation neuer Entzündungsmediatoren und –kaskaden bei Multipler Sklerose und Prionenkrankheiten sowie wichtige neue Einsichten in Funktion und Plastizität des tierischen und humanen sensomotorischen Cortex.
Finanzierung
Der SNF hat den NFS Neuro mit 52.8 Mio. CHF gefördert. Zusätzlich haben die beiden Institutionen Universität Zürich und ETH Zürich 18 bzw. 17 Mio. CHF investiert. Mehr als die Hälfte des NFS-Budgets wurde von den beteiligten Forschergruppen und Instituten beigetragen.
Finanzierung 2001 - 2013
Finanzquelle (CHF)
2001-2004
2005-2008
2009-2012
2001-2013
%
SNF-Beitrag
13'478'393
14'713'125
14'632'895
42'824'413
18,3
Eigenleistung der Universität Zürich
4'450'181
7'623'011
6'201'672
18'274'864
7,8
Eigenleistung der ETH Zürich
1'440'175
10'300'307
5'435'518
17'176'000
7,4
Gelder der beteiligten Forschungsgruppen
35'798'425
50'724'392
56'592'266
143'115'083
61,3
Drittmittelfinanzierung
2'077'010
4'503'778
5'547'128
12'127'916
5,2
Total
57'244'184
87'864'613
88'409'479
233'518'276
100,0
Internationale Stellung der Schweizer Forschung
29 Kollaborationen von NFS-Mitgliedern mit externen Partnern im Kontext der EU-Rahmenprogramme, 214 Kooperationen mit Forschungsinstitutionen in der EU und 105 mit Institutionen aus Nordamerika sind Indikatoren für die ausgezeichnete Reputation und internationale Sichtbarkeit des NFS Neuro. Hinzu kommen fast 2000 Artikel mit peer review und über 3100 Präsentationen an Kongressen. Ausserdem haben 5 Forscher aus dem NFS Neuro während der Laufzeit des NFS einen ERC-Grant zugesprochen erhalten.
Publikationen
Typ
Anzahl
Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften (mit Peer Review)
1956
Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften (ohne Peer Review)
55
Artikel in Sammelbänden
199
Bücher
34
Berichte
14
Total
2258
Strukturelle Entwicklung - Ausblick auf das Forschungsfeld
Um die Neurowissenschaften an seinen Heiminstitutionen zu stärken, wurden im Rahmen des NFS 9 neue Professuren geschaffen: ein neuer Lehrstuhl für Animal Imaging und 8 Assistenzprofessuren (klinische MS-Forschung, experimentelle MS-Forschung, Rehabilitationstechnik (2 Positionen), Stammzellbiologie, experimentelle Neurorehabilitation, klinische Neurorehabilitation sowie Systembiologie der Alzheimer-Krankheit). Bis zum Zeitpunkt des Abschlusses des NFS Neuro hatten bereits 4 der Assistenzprofessoren eine permanente Professur erhalten. Alle Assistenzprofessuren wurden vom NFS Neuro finanziert, mit zusätzlicher Unterstützung durch Industriepartner, Stiftungen und private Sponsoren. Zusätzlich wurden zwei unabhängige Juniorforschungsgruppen in den Bereichen Proteomik und super-auflösende Mikroskopie eingerichtet.
Die Etablierung von Kompetenzzentren für transgene Techniken, für die Analyse komplexen Verhaltens von Nagetieren, für Zelloberflächen-Proteom-Analysen sowie für Tier-Imaging, die als Service-Plattformen für alle Projekte des NFS dienten, erwies sich als äusserst fruchtbar für die Beschleunigung des experimentellen Fortschritts und des Wissenstransfers innerhalb des NFS. Das Center for Animal Imaging wurde 2005 als schweizweit erste Einrichtung für Hochfeld-Magnetresonanz-Imaging (MRI) für Tiere eröffnet. Diese Service-Plattform wurde nach dem Ende des NFS auf nachhaltiger Grundlage weitergeführt und ist eine der grössten strukturellen Errungenschaften des NFS Neuro.
Strukturmassnahmen
Anzahl geschaffene Professuren
1 neue Vollprofessur9 neue Assistenzprofessuren3 Nachfolgeregelungen (d.h. emeritierte Professoren durch neue, am NFS beteiligte Professoren ersetzt)
Junior Group Leaders (beteiligte Nachwuchsforschende)
2 Junior Group Leaders
Infrastrukturen / Plattformen
Center 1 "Transgenesis" (Leitung: UZH, Gruppen von UZH, ETHZ)Center 2 "Advanced Assessment of Rodent Behavior" (Leitung: UZH, Gruppen von UZH, ETHZ, USZ/UZH, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich)Center 3 "Proteomics" (Leitung: ETHZ)Center 4 "Animal Imaging" (Leitung: UZH/ETHZ, Gruppen von UZH, ETHZ) inkl. Junior Group Ewers (ETHZ, super-auflösende Mikroskopie).
NFS-Netzwerk
Universität Zürich, ETH Zürich, Universität Freiburg, EPF Lausanne, Universität Bern, Universität Basel, Universität Genf, Universität LausanneWichtigste Industriepartner: Novartis Pharma (Basel), Hocoma (Volketswil/Zürich), Neurimmune (Zürich), BrukerBiospin (Fällanden/Zürich), Merck Serono, YouRehab AG
Transfer von Wissen und Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft
Die Entdeckung von Antikörpern, welche Amyloid-Plaques und Fibrillenbündel in gesunden Individuen erkennen und auflösen führte zur Herstellung von neuen therapeutischen Antikörpern. Ein klinischer Versuch mit Alzheimer-Patienten startete 2011. Die Forschung für die Entwicklung von Antikörpern gegen neurodegenerative Krankheiten läuft nach dem Ende des NFS weiter.
Ein wichtiger Durchbruch für die neuronale Regeneration war die Entdeckung von Neuriten-Wachstumshemmern, insbesondere des Proteins NOGO, die bereits vor dem Start des NFS erfolgte. Ihre Blockierung durch ein Anti-NOGO-Antikörper verbesserte die funktionale Erholung nach Rückenmarksverletzungen deutlich, wie es im NFS an Nagetieren und nichtmenschlichen Primaten eindrücklich gezeigt werden konnte. Ein klinischer Versuch der Phase I, der in Zusammenarbeit mit Novartis und einem europäischen Spitalnetzwerk für Para- und Tetraplegie-Patienten durchgeführt wurde, konnte erfolgreich und ohne Auftreten von Nebeneffekten abgeschlossen werden. Die klinische Weiterentwicklung des Anti-NOGO-Antikörpers wurde nach Ende des NFS fortgesetzt.
Die Kombination von neuartiger Technologien der sensomotorischen Rehabilitation mit physiologischen Grundlagenerkenntnissen und mit klinischen Anforderungen führten zur Entwicklung neuer roboterunterstützter Trainingsgeräte. Einige dieser Geräte wurden durch Spin-off-Firmen auf den Markt gebracht, besonders für das Training der Fortbewegung und Armbewegung bei Patienten nach Rückenmarksverletzungen oder Schlaganfällen. Die erfolgreiche Einführung von technischen Hilfsmitteln in die Neurorehabilitationsforschung ist eine wichtige Errungenschaft dieses NFS.
Wissens- und Technologietransfer
Typ
Anzahl
Eingereichte Patente
63
Lizenzen
18
Start-up-Firmen
6
Prototypen, Demonstratoren
16
Prozesse, Produkte
14
KTI-Projekte
14
Nachwuchsförderung und Förderung der Frauen in der Wissenschaft
Das 1998 lancierte internationale Doktoratsprogramm in Neurowissenschaften des ZNZ (Zentrum für Neurowissenschaften Zürich) wurde zum Hauptinstrument für die Nachwuchsförderung im NFS. Beim Abschluss des NFS waren über 240 Teilnehmende eingeschrieben, mehr als 55% davon internationale Studierende. Das Programm war mit einem EU-Ausbildungsnetzwerk für Neurowissenschaften verbunden: die 'Cooperation in Research and Training for European Excellence in the Neurosciences' (CORTEX) war 2005-2009 Teil des 6. EU-Rahmenprogramms. Seit 2010 nahm das Doktoratsprogramm mit vier weiteren europäischen Partnern am Erasmus Mundus Joint PhD Program in Neuroscience teil.
Trotz Gleichstellungsmassnahmen auf verschiedenen Ebenen (z.B. persönliches Mentoring, Kinderbetreuungsangebote) blieb das numerische Verhältnis zwischen Frauen und Männern auf den verschiedenen Hierarchiestufen während der Laufzeit des NFS mehr oder weniger konstant. Wie in vielen anderen Gebieten, sank der Anteil der Wissenschaftlerinnen nach der Postdoc-Phase dramatisch.
Bis zum Abschluss des NFS waren 227 Dissertationen fertig gestellt, 80 waren zu diesem Zeitpunkt noch in Arbeit.