SNSF Advanced Grants 2023: 16 Projekte bewilligt

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Kampf gegen metastasierenden Brustkrebs und Justizirrtümer: Im Rahmen der «SNSF Advanced Grants 2023» unterstützt der SNF innovative, risikoreiche Forschungsprojekte mit 31,2 Millionen Franken.

Von den 177 Gesuchen, die im Rahmen der SNSF Advanced Grants 2023 begutachtet wurden, hat der SNF 16 Projekte bewilligt. Diese dauern durchschnittlich fünf Jahre und werden mit insgesamt 31,2 Millionen Franken unterstützt.

Die Erfolgsquote der Frauen (11,3%) ist in diesem Jahr fast genau gleich hoch wie bei der letzten Ausschreibung (12%). Bei den Männern liegt die Erfolgsquote dagegen mit 8,3% unter dem Wert im Vorjahr (22,7%). Von den 16 unterstützten Projekten werden 5 von Forscherinnen und 11 von Forschern geleitet. Insgesamt betrug die Erfolgsquote 9%. Im Bereich Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften werden 6 Projekte gefördert. In den Lebenswissenschaften wurden 5 Projekte ausgewählt. Und in den Geistes- und Sozialwissenschaften erhalten 5 Projekte einen Beitrag.

Rund 44% der Beitragsempfangenden werden ihr Forschungsprojekt an einer Universität durchführen, die übrigen 56% an den ETH.

Wie wurden die Projekte ausgewählt?

In einem ersten Schritt haben internationale Expertinnen und Experten die Gesuche begutachtet. Die (anonymisierten) Ergebnisse wurden dann den Gesuchstellenden zugestellt. Diese konnte innerhalb von 10 Tagen eine Stellungnahme (Rebuttal Letter) verfassen, die den Gesuchsunterlagen hinzugefügt wurde. Die Referentinnen und Referenten des für die SNSF Advanced Grants 2023 zuständigen Evaluationsgremiums verfassten danach ihre Empfehlung und stützen sich dabei auf alle Gesuchsunterlagen (externe Gutachten und Rebuttal Letter). Schliesslich wurden die Empfehlungen der Referentinnen und Referenten an einer Evaluationssitzung vorgestellt und diskutiert.

Die Ausschreibung SNSF Advanced Grants 2023 war die letzte für dieses Förderinstrument im Rahmen der Übergangsmassnahmen.

Weil die Schweiz im EU-Rahmenprogramm Horizon Europe ein nicht-assoziiertes Drittland ist, lancierte der SNF im Auftrag des Bundes die Übergangsmassnahme «SNSF Advanced Grants 2023». Die Ausschreibung richtete sich an Forschende, die in der Schweiz innovative, risikoreiche Forschung betreiben möchten.

Beispiele von unterstützten Projekten

Geistes- und Sozialwissenschaften

Wie können wir Justizirrtümer verhindern und mit den Unsicherheiten umgehen, welche alle Gerichtsfälle prägen. Indem sichergestellt wird, dass sich ein Urteil auf wissenschaftlich zuverlässige Beweise stützt. Es ist auch wichtig, dass man sie aufeinander abstimmt und sich bei der Entscheidung darauf stützt.

Dies ist das Ziel des Projekts von Franco Taroni (Universität Lausanne). Die Wahrscheinlichkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Unsicherheit im Zusammenhang mit Informationen und kennzeichnet jede daraus erfolge Schlussfolgerung. Der Wissenschaftler will einen Referenzrahmen und eine dazugehörige Software entwickeln, mit denen die Verantwortlichen wissenschaftliche Beweise glaubwürdig und fundiert bewerten können.

Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften

Ein chirales Objekt ist ein Gegenstand, dessen Bild und Spiegelbild sich nicht zur Deckung bringen lassen (ein einfaches Beispiel sind unsere Hände oder ein Paar Schuhe). Chiralität spielt in verschiedenen Bereichen eine wichtige Rolle, zum Beispiel in der Teilchenphysik, der Optik oder in der Pharmazie bei der Entwicklung von Medikamenten. Ein Material als chiral oder achiral zu klassifizieren, ist seit Langem möglich. Es fehlen jedoch Verfahren für quantitativ genaue mikro- und makroskopische Messungen der Chiralität. Mit ihrem Projekt will die Forscherin Nicola Spaldin (ETHZ) eine Formel entwickeln, mit der genau bestimmt werden kann, ob ein Material mehr oder weniger chiral ist als ein anderes.

Lebenswissenschaften

Bei 30% der Brustkrebsfälle kommt es nach erfolgreicher Behandlung (Remission) irgendwann zu einem Rückfall und der Entwicklung von Metastasen, zum Beispiel in Lunge, Knochen oder Leber. Diese verstreuten Tumorzellen sind diagnostisch nicht nachweisbar, solche Schläferzellen können jedoch nach einer Ruhephase zu einem erneuten Auftreten der Erkrankung führen, manchmal viele Jahre später. Mohamed Bentires-Alj forscht an der Universität Basel und vermutet, dass bei der metastatischen Progression die Mikroumgebung, in die diese Tumorzellen gewandert sind, und ihre Immunantworten eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb will er Behandlungen entwickeln, die bei der Mikroumgebung und den dortigen homöostatischen Abwehrmechanismen ansetzen. Ziel ist es, neue Wege zur Vorbeugung und Behandlung von metastasierendem Brustkrebs zu erschliessen.