266 Millionen Franken für zukunftsweisende Forschungsprojekte
Weniger Rückenschmerzen, kleinere Roboter und mehr Wissen über das Universum: Der SNF hat zum zweiten Mal in diesem Jahr Beiträge in der Projektförderung vergeben. 392 Projekte von erfahrenen Forschenden erhalten Unterstützung.
Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit: Gemäss einer repräsentativen Umfrage der Schweizer Rheumaliga aus dem Jahr 2020 leiden rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung mehrmals pro Jahr an Rückenschmerzen. Das ist für die Betroffenen eine grosse Belastung. Im schlimmsten Fall können die Beschwerden zu Arbeitsausfällen führen und so auch einen beträchtlichen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Betroffen ist zum Beispiel der untere Rückenbereich, das Kreuz. Gegen diese weit verbreitete Form der Beschwerden wollen Sibylle Grad vom Forschungszentrum der medizinischen AO-Stiftung in Davos und Olivier Guillaume von der Technischen Universität Wien etwas unternehmen: Sie erforschen einen neuartigen, interdisziplinären Ansatz, um chronische Kreuzschmerzen zu lindern. Erweist sich dieser Ansatz als erfolgreich, liessen sich damit auch andere Erkrankungen von Bandscheiben behandeln. Dank der Unterstützung durch den SNF können die beiden die Pionierarbeit nun fortsetzen: Ihr Projekt aus den Lebenswissenschaften ist eines von 392 neuen, die im Rahmen der Projektförderung finanziert werden.
Aus über 1000 Gesuchen ausgewählt
Der SNF vergibt zweimal pro Jahr Beiträge dieses Förderinstruments. Dafür setzt er fast die Hälfte seines Budgets ein. Um Unterstützung bewerben sich erfahrene Forschende, die an einer Hochschule oder einer anderen wissenschaftlichen Institution in der Schweiz tätig sind. An die aus insgesamt 1013 Gesuchen ausgewählten Projekte schüttet der SNF dieses Mal 266 Millionen Franken aus. 38% der bewilligten Projekte entfallen auf die Lebenswissenschaften, 35% auf Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften und 27% auf die Geistes- und Sozialwissenschaften. 12% der Projektleitenden sind jünger als 40 Jahre, 54% jünger als 50. Die meisten Forschenden arbeiten an Universitäten (58%). 25% sind im ETH-Bereich tätig, 13% an Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen und 4% an weiteren Institutionen.
Frauenanteil leicht gesunken
Mit knapp 28% ist der Frauenanteil bei den berücksichtigten Forschenden gegenüber der letzten Vergabe leicht gesunken (31%). 38,5% der teilnehmenden Forscherinnen waren mit ihrem Gesuch erfolgreich, womit sie nahezu die gleiche Erfolgsquote erzielten wie die Männer. Während bei den Geistes- und Sozialwissenschaften der Frauenanteil mit 44% im Vergleich zur letzten Vergabe um 5 Prozentpunkte stieg, sank er in Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften von 22 auf 14% und bei den Lebenswissenschaften von 32 auf 28%.
Weitere Beispiele geförderter Projekte
Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften
- Salvador Pané Vidal und Xiangzhong Chen von der ETH Zürich erforschen ungewöhnliche mechanische Eigenschaften nanoskaliger, ferroelektrischer Dünnschichten. Ihre Erkenntnisse sollen die Entwicklung von Hochleistungssensoren, Speichergeräten, mikro- und nanoelektronischen Systemen und kleinen Robotern ermöglichen.
- Mit dem Rätsel der Lithiumhäufigkeit in massearmen Zwergsternen befasst sich Corinne Charbonnel, Universität Genf. Ihr Ziel: die Klärung offener Fragen der Sternphysik, der galaktischen Archäologie und der chemischen Entwicklung des Universums.
Geistes- und Sozialwissenschaften
- Wie hat sich die Heimunterbringung von Kleinkindern in den späten 1950er-Jahren auf ihr weiteres Leben ausgewirkt? Haben die Platzierungen sogar die nächste Generation beeinflusst? Patricia Lannen vom Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI) der Universität Zürich geht diesen Fragen nach.
- Laurent Fresard, Universität der italienischen Schweiz (USI), untersucht den Zusammenhang zwischen nachhaltigen Investitionen und entsprechenden Informationen der Finanzmärkte – und wie diese Informationen Entscheidungen der Unternehmen beeinflussen.
Lebenswissenschaften
- Dringenden Fragen zur Bedrohung der Artenvielfalt widmen sich Jakob Brodersen von der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) und Nicolaj Krog Larsen von der Universität Kopenhagen. Anhand von geologischen und biologischen Daten aus verschiedenen Seen analysieren sie Faktoren, welche die Vielfalt beeinflussen.